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Nanga-Parbat-Expedition 2004

Nanga Parbat Rupal Face

16.06.2004     Nanga Parbat = Killer Mountain!

...so steht es zumindest auf dem Straßenschild am Karakorum Highway, welches auf einen der schönsten Aussichtspunkte auf den Eisriesen direkt am Straßenrand hinweist. Der schlimme Ruf, den der Nanga Parbat offensichtlich innehat, kommt nicht von ungefähr, haben doch in der Frühphase des Himalaya-Bergsteigens die ersten an solch gigantischen Bergen gesammelten Erfahrungen teuer bezahlt werden müssen. Noch vor der Jahrhundertwende endete bereits der erste Versuch einer 8000er-Besteigung durch den Visionär Albert F. Mummery tragisch: Mummery und seine Begleiter sind bis heute im ewigen Eis verschollen. Die deutschen Expeditionen zwischen den Kriegen brachten quasi eine Katastrophe nach der anderen und die stetig steigende Opferzahlen trugen dem Berg die Beinamen Deutscher Schicksalsberg oder eben Killer Mountain ein. Viele falsche und auch richtige Ideen und wohl auch ein besonderes Quantum Pech forderten für die mühsam gesammelten grundlegenden Erfahrungen des erfolgreichen 8000er-Bergsteigens ein blutiges Lehrgeld. Gebrochen wurde der Bann erst 1953 durch den legendären Alleingang Hermann Buhls, der dem widerspenstigen Gipfel die Erstbesteigung abtrotzte. Auch wenn es seitdem leider bei weitem nicht unfallfrei herging, so hat sich das Bild vom menschenfressenden Killerberg inzwischen doch erheblich gewandelt. Der Nanga Parbat zählt trotz seiner Unberechenbarkeit in der letzten Dekade zu einem der sichersten 8000er überhaupt. Dies ist allerdings eher eine Folge der erheblichen Schwierigkeiten, die er den Gipfelaspiranten abfordert - einen Massenansturm halbqualifizierter Möchtegern-Gipfelstürmer wie an Mount Everest und Co. hat es hier nie gegeben und wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. Dafür sorgen schon die erheblichen Schwierigkeiten, die selbst auf der leichtesten Route zu überwinden sind. Auch uns gegenüber hat sich der Berg in den letzten Tagen jedoch als regelrechter Killerberg erwiesen, wenn auch glücklicherweise stets mit unkritischem Ausgang. Die Killer-Bilanz bei 3 hier befindlichen Expeditionen spricht jedoch eindeutig für sich: nirgendwo sonst hat auch nur einer von uns ein derart rasantes Materialsterben erlebt! Schon 2 Paar Steigeisen zerbrachen an den eisharten Flanken, ein Helm und zwei Abseilachten folgten dem Sog der gähnenden Tiefe, der Reißverschluß von Christians Schlafsack starb den Kältetod, fast jeder unserer Wassersäcke bekam vor Schreck mindestens ein Loch oder wurde undicht, sogar auf dem Anmarsch zerknackte schon das erste Zeltgestänge und schließlich passierte sogar das für jeden Alpinisten Unvorstellbare: am glasharten Eis des Nanga Parbat zerbrach Günters treuer Eispickel, der ihn schon auf so vielen Bergfahrten zuverlässig begleitet hatte! ...wobei das zugegebenermaßen auch der ungestümen Kraft der Jugend zuzuschreiben sein kann, denn wenn so ein 64jähriger Jugendlicher sich einmal vorgenommen hat, eine Zeltplattform in den Eispanzer des Berggiganten zu pickeln, kann ihn (fast) nichts aufhalten, nicht wahr Günter?! ;-)) Wie dem auch sei - zu reparieren gibt es jedenfalls eine ganze Menge, und dazu kommt Christian und Markus der Ruhetag im Basecamp gerade recht. Christian flickt natürlich vor allem seinen im Lager 3 kaputt gegangenen Schlafsack, denn so warm, daß man die ganze Nacht den defekten Reißverschluß offen stehen lassen könnte, ist es in den Hochlagern natürlich beim besten Willen nicht. Mit Zange, Nadel und Faden sowie handwerklichem Geschick ist der Reißverschluß schnell wieder repariert (und immerhin hat er sich dabei auch nur ein einziges Mal in den Finger gestochen!). Am Vormittag kommt Gerhard Baur zu Besuch und wir schwatzen stundenlang über Gott und die Welt. Wie so oft hat man sogar trotz des großen Altersunterschieds eine Menge gemeinsame Bekannte und wir erfahren eine Menge lustige Anekdoten ebenso wie ernste Begebenheiten aus der Geschichte der Bergfilmerei. Zum Mittagessen sind wir zur Abwechslung diesmal in Gerhards Basislager eingeladen. Offensichtlich ist damit eine Art Kochduell zwischen den beiden Basecamp-Köchen eröffnet, denn ganz offensichtlich hat das Küchenteam der anderen Expedition den ganzen Vormittag gewerkelt und geschmort, um Jehangirs Meisterleistung von gestern abend möglichst zu überbieten. Jeder ist natürlich bestrebt, zu zeigen, daß es bei ihm am besten schmeckt. Und folgerichtig stellen wir Testesser zufrieden fest, daß Konkurrenz wie so oft das Geschäft belebt und der ausgebrochene Wettbewerb letztendlich vor allem uns zugute kommt... ;-) Im Lager 3 machen Günter, Jörg und Jens heute einen gemütlichen Akklimatisationstag und lassen es sich gut gehen. Erst relativ spät steigen sie gemeinsam hinunter ins Lager 2 und legen dort eine größere Mittagspause ein, ehe Jens und Jörg ihren Abstieg fortsetzen, während Günter noch eine Nacht im Lager 2 übernachten will und erst morgen herunter kommt. 16.30 Uhr erreichen Jens und Jörg das Basislager, wo sie herzlich begrüßt werden. Nun sind wir bis auf Günter (der ja auch bald kommt) wieder alle komplett hier unten auf 4200m und bereiten uns schon langsam auf den alles entscheidenden Aufstieg und Gipfelversuch vor. Dafür muß vor allem das Wetter mitspielen und die nächste deutliche Schönwetterphase werden wir wohl auszunutzen versuchen. Zunächst einmal sind jedoch für Jens und Jörg sowie ab morgen auch Günter einige Ruhetage angesagt, um sich von den Anstrengungen zu erholen und fit für den Gipfel zu werden...



Markus Walter
Basecamp, 16.06.2004

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