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Nanga-Parbat-Expedition 2004

Nanga Parbat Rupal Face

22.06.2004     Schneeballschlacht und Schneemannbau'n

In der Nacht ist der Regen in Schneefall übergegangen. Dicke, nasse Flocken fallen unaufhörlich aus den tiefhängenden, grauen Wolken. Als der Morgen graut, liegt auf den Zelten schon eine dicke Schicht matschiges Weiß und läßt kaum Licht ins Innere dringen. Wenn man aus dem Schlafsack heraus am Zelt rüttelt, rutscht die Pampe mit einem glitschenden Geräusch auf der glatten Nylonbahn herunter und es wird schlagartig heller im Zelt. Nach einer halben Stunde ist jedoch schon wieder alles beim alten...
Wer sich heute um 8 Uhr zum Frühstück aus seinem Zelt wagt, muß gut gewappnet sein. Zum einen gegen den nach wie vor dichten Flockenwirbel von oben, zum anderen gegen 15 Zentimeter Schneematsch von unten und zum dritten gegen die aus dem Hinterhalt geschleuderten Schneebälle er Bergkameraden. Irgendwie muß man sich ja an solch bewegungsarmen Schlechtwettertagen Ausarbeitung verschaffen...
Das Frühstück vermag allerdings auf Anhieb einen positiven Akzent im tristen Weißgrau des Tages zu setzen: es gibt Eierkuchen, von Jehangir liebevoll "German Tschapati" genannt. Und zwar bis zum abwinken, d.h. so lange, bis selbst Jörg keinen mehr in sich reinstopfen kann. Der vom Wetter erzwungene Ruhetag beginnt gar nicht so übel...
Später hört es sogar auf zu schneien und alle versammeln sich draußen zu einer großen Schneeballschlacht. Eigentlich wollen wir auch einen Schneemann bauen, doch die schnell wachsende Pappschneekugel nimmt jeden Eselfladen von der Wiese mit auf und so wird der Plan lieber fallengelassen. Außerdem fängt es bald wieder an zu schneien bzw. später zu regnen und so verschwinden fast alle in ihren Zelten und kommen erst zum Mittagessen wieder heraus. Es gibt Samosa, gefüllte Teigtaschen, sowie Pakora, in Linsenmehl panierte Gemüsestückchen und Zwiebelringe. Rein kulinarisch ist an so einem Ruhetag nichts auszusetzen...
Kurz nach dem Essen fesselt eine faszinierende Demonstration der Naturgewalten alle Aufmerksamkeit: der Felshang hinter unserem Lager scheint aus den Fugen geraten zu sein: polternd stürzen riesige Blöcke zu Tal und zerspringen beim Aufprall in tausende kleine Stücke. Das Schauspiel scheint zunächst ziemlich gefährlich zu sein, denn sooo weit stehen unsere Zelte von diesem Hang nun auch wieder nicht entfernt, doch zum Glück erweisen sich alle Befürchtungen als unbegründet: selbst die am weitesten fliegenden kleinen Trümmer gehen noch Dutzende Meter vor unseren Zelten nieder - unser Lager steht vollkommen sicher. So kann Thorsten, der Fotograf, dessen Zelt am nächsten an der Felsflanke steht, in aller Ruhe seine Socken trocknen, nachdem er - ohne erst Schuhe anzuziehen - vorsichtshalber aus seinem Zelt durch den Schneematsch geflüchtet war (man kann ja nie wissen...).
Am Nachmittag wiederholt sich das Schauspiel noch mehrmals mit kleineren Steinlawinen. Der durch Regen und Schnee aufgeweichte und durch den Absturz einiger größerer Brocken scheinbar instabil gewordene Hang spuckt kleiderschrankgroße Trümmer von sich und Christian gelingt es sogar, eine der Steinlawinen aus sicherer Entfernung mit der Videokamera aufzunehmen.
Und auch wenn an selbst keine Angst haben muß, zur Zielscheibe zu werden - Respekt vor Mutter Natur verschaffen einem solche Erlebnisse allemal! Am Nachmittag regnet es sich wieder ein und ein Ende der Schlechtwetterphase ist leider noch lange nicht in Sicht. Erst für Freitag ist eine Wetterbesserung angekündigt. Bis dahin verkünden die Prognosen genau das, was wir überhaupt nicht gebrauchen können: ergiebige Niederschläge! Hier im Basislager ist das ja alles nicht so schlimm, denn die Sachen trocknen wieder und auch das bißchen Schnee hier auf 4200m Höhe ist bei Sonnenschein schnell weggetaut. Aber für weiter oben machen wir uns schon so unsere Sorgen: werden unsere Zelte den Schneemengen standhalten? Werden dis mühsam verankerten Fixseile überhaupt wiederzufinden sein? Oder werden wir vielleicht beim Gipfelaufstieg im grundlosen Neuschnee steckenbleiben?
Keiner weiß das so genau, doch momentan können wir ohnehin nichts anderes tun als abzuwarten und uns in Geduld zu üben. Gefragt ist Gelassenheit. Und ein ausreichender Vorrat an guten Büchern...



Markus Walter
Basecamp, 22.06.2004

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