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Nanga-Parbat-Expedition 2004

Nanga Parbat Rupal Face

19.05.2004     Unser Aircargo ist da!

Der Tag beginnt wie immer hier mit dem typisch asiatischen Hotelfrühstück: Toast mit Butter und Marmelade, dazu Cornflakes, Tee und Kaffee sowie die obligatorischen Eier - gebraten, gekocht, als Rührei oder Omelette. Nach ein paar Tagen vermissen wir zwar die heimischen Nudossi-, Käse- oder Schinken-Brötchen noch nicht so übermäßig, freuen uns aber schon auf die Kochkünste unseres guten Freundes Jehangir, der uns im Basecamp umsorgen wird.
Da er eigentlich der wichtigste Mann bei unserer Expedition ist (ohne gutes Essen und dadurch körperliche Fitness und Gesundheit geht an einem Berg wie dem Nanga Parbat gar nichts!), möchten wir ihn hier einmal kurz vorstellen:
Jehangir war 1993 eher durch Zufall Basislagerkoch unserer ersten Nanga-Parbat-Expedition geworden. Er arbeitete damals für eine Agentur, mit deren Hilfe wir die logistischen Dinge unserer Expedition erledigten, und da er aus Tarsching - einem kleinen Dorf auf der Rupalseite des Nanga Parbat - stammt, hatte er sich freiwillig für diesen Job gemeldet und war ausgewählt worden.
Jehangir ist ein lustiger Bursche und immer für einen Spaß zu haben. Kein Wunder also, daß zwischen ihm und den Expeditionsteilnehmern eine Freundschaft entstand, die nun schon über 11 Jahre lebendig ist. Schon im darauffolgenden Jahr (1994) besuchten nämlich Christian und Jörg Ehrlich im Rahmen einer Erkundungstour durch Zentralasien von Kirgistan über China bis nach Pakistan Jehangir in seinem Heimatdorf und unternahmen gemeinsam einige kleinere Touren. So war es logisch, daß wir ihn 1995 wieder einluden, unser Koch am 8047m hohen Broad Peak zu sein. Ein ziemlich dramatisch verlaufener Zwischenfall sorgte dort dafür, daß dies eine Freundschaft für immer werden sollte: als uns Jehangir nach dem Gipfelerfolg am Fuße des Berges abholte und mit heißem Tee empfing, hatte er einen spaltenreichen Gletscher zu überqueren. An der gefährlichsten Stelle, an der man frei in der Luft hängend 10 Meter an einem zwischen Eisschrauben gespannten Seil über einen reißenden und eiskalten Gletscherfluß hangeln mußte, verließen den stets bis zur Selbstaufgabe hilfsbereiten Jehangir die Kräfte und er fiel in die in einem Eiskanal dahinschießenden reißenden Fluten. Nach menschlichem Ermessen gab es in diesem Moment nichts, was wir für ihn hätten tun können, denn binnen weniger Sekunden war er unseren Blicken entschwunden und steuerte ohne Möglichkeit, dem Wasser zu entrinnen, einem gähnenden Schlund entgegen, der zig Meter tief unter dem spaltigen Gletscher in gurgelnder Tiefe verschwand. Die Chancen, dort lebend herauszukommen, lagen bei höchstens 1:1000, doch das Glück war ihm hold: an einem wenige Minuten vorher in die Eisrinne gestürzten riesigen Felsblock blieb er hängen und klammerte sich mit letzter Kraft fast ertrinkend daran fest. Mit einem verzweifelten Sprint auf über 5000 Meter Meereshöhe hatte Markus versucht, ihm zu folgen und zerrte ihn schließlich selbst völlig entkräftet in letzter Sekunde aufs rettende Ufer. Dem schon stark unterkühlten Jehangir die durchnässten Kleider vom Leib zu reißen, ihn in einen Schlafsack zu stecken und wärmenden Tee einzuflößen war das Werk weniger Minuten. Und schon zwei Stunden später werkelte der Gerettete wieder in seiner Basecampküche und umsorgte uns mit leckerem Essen...
Das Ereignis blieb allen unvergessen und so war es nur selbstverständlich, daß wir trotz der Entfernung zwischen Deutschland und Pakistan Freunde blieben und Jehangir auch bei all unseren nachfolgenden Expeditionen die Funktion des Kochs und Basecampmanagers übernahm, so z.B. 1996, 1997, 1998, 2001 und 2002. Und auch diesmal wird er wieder vom ersten bis zum letzten Tag unseres Aufenthaltes in Pakistan alles tun, um zum Gelingen unserer Unternehmung beizutragen.
Auch heute ist er wieder mit vollem Einsatz für uns da, denn es gilt, die komplette Küchenausrüstung und Basislagerverpflegung zu kalkulieren, zu besorgen, zu verpacken und transportfertig herzurichten. Darin ist Jehangir ein absoluter Könner, denn obwohl er weder lesen noch schreiben kann, hat er sich noch nie verkalkuliert oder verschätzt. Und wenn Jehangir nach Gefühl eine Tonne packt, dann kurz anhebt und auf 25kg schätzt, dann erbringt die anschließende Kontrollwägung in 99% aller Fälle genau ein Ergebnis: 25,0 kg!
Den ganzen Tag werkelt und packt Jehangir in unserem Ausrüstungs-Depot.Unterstützt wird er dabei von Dildar, einem jungen und ebenso lustigen Burschen, der uns auch ans Herz gewachsen ist. Seit er 2002 am Batura unser Küchenhelfer war, hat er eine steile Karriere hinter sich: neben zahlreichen Trekkinggruppen und Expeditionen, die er sommers begleitete, arbeitete er 2 Winter lang als Küchengehilfe im noblen Pearl Continental Hotel in Islamabad und bekam dort einen Einblick in die 5-Sterne-Kochkunst. So dürfen sich die Teilnehmer der ersten Trekkinggruppe auf eine exzellente Versorgung freuen, denn er wird diese Gruppe als Koch begleiten und umsorgen. Anschließend geht er dann auch auf große Expedition und wird für 2 Monate eine große Karakorum-Expedition zum Gasherbrum im Basislager betreuen...

Am späten Nachmittag bekommen wir endlich unsere per Aircargo vorausgeschickte Expeditionsausrüstung aus dem Zoll. Beim Prüfen der Tonnen beim Zoll sind leider eine Thermosflasche, zwei Packungen mit Trockenfleisch und ein Kilogramm Hustenbonbons verschwunden - alles Verluste, die zwar ärgerlich, aber verschmerzbar sind. Seiner Thermosflasche, die am Berg dringend gebraucht wird, trauert Markus aber schon ganz schön hinterher...
Auch lange Diskussionen mit dem pakistanischen Cargo-Agenten machen uns jedoch wenig Hoffnung darauf, die fehlenden Dinge wiederzubekommen. Wir entnehmen unseren Tonnen jedoch die mitgebrachte Ausrüstung für unseren Verbindungsoffizier und einige andere Dinge, und so haben wir eine Menge zu tun.
Erst spät am Abend fahren wir aus unserem Expeditionsdepot in Islamabad zurück ins Hotel nach Rawalpindi. Das Abendbrot im Restaurant auf einer Dachterrasse in luftiger Höhe über den Lichtern der Millionenstadt Rawalpindi ist im wahrsten Sinne des Wortes ein echtes Nachtmahl, ehe es gegen Mitternacht nach einem anstrengenden Tag ins Bett geht...


Markus & Christian Walter
Rawalpindi, 19.05.2004

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