Expedition Rupal Valley 2012

Rupal-Finger
 Felsgipfel im Rupal-Massiv

Expeditionschronik

01.06.2012

Über Leipzig und Istanbul macht sich die Expedition auf den Weg nach Pakistan. Dank der neuen Flugverbindung mit Turkish Airlines von Leipzig aus kommt man nun auch von Sachsen aus ziemlich schnell und bequem in Richtung Himalaya. Das Umsteigen in Istanbul klappt perfekt und schon nach insg. ca. 8 Stunden Flugzeit ist Islamabad erreicht.

02.06.2012

Das beeindruckendste bei der Ankunft früh um vier ist die Hitze: schon fast +30 Grad, und das um diese Uhrzeit! Das kann noch heiter werden... Leider haben es unsere Ski nicht geschafft, mitzukommen. Zum Glück ist das restliche Gepäck vollständig da, aber die sperrigen Ski sind offensichtlich irgendwo zwischen Leipzig und Islamabad hängen geblieben. Wir sind gespannt, wann wir sie nachgeliefert bekommen. Zum Glück finden wir als temporären Ersatz im Gerümpelkeller unserer Partneragentur zwei paar uralte (ca. 25-30 Jahre?) Ski, die sogar zu unseren Skischuhen passen und die wir vorsichtshalber erstmal mitnehmen. Man weiß ja nie...
Zunächst aber machen wir uns an die Arbeit, denn es gibt eine Menge zu erledigen: Geld umtauschen, unser Materialdepot sichten, Expeditionsverpflegung kaufen, 25kg-Traglasten packen usw. usf. Und das bei +43 Grad - kein Wunder, dass wir ins Schwitzen kommen! Zum Glück bekommt man heutzutage an fast jeder Straßenecke eisgekühlte Getränke. Appetit auf feste Nahrung hat man bei den Temperaturen eher keinen...
Beim Geldumtausch, der vor allem auch zur Bezahlung weiterer Arbeiten für unsere Hilfsprojekte diesmal ganz schöne Dimensionen annimmt, sind wir übrigens kurzzeitig Millionäre - allerdings nur in Pakistanischen Rupien gerechnet. ;-)
Am Nachmittag beim Zusammenpacken der Traglasten treffen wir auch unseren alten Freund Ashraf Aman - den ersten Pakistani, der auf dem höchsten Gipfel des eigenen Landes stand: dem 8611m hohen K2. Seit Ashrafs K2-Besteigung am 7.August 1977 hat sich das Höhenbergsteigen gewaltig gewandelt, aber auch heute noch ist es spannend, seinen Erzählungen zu lauschen...
Morgen früh soll es dann schon über den Karakorum Highway in Richtung Himalaya gehen und damit in deutlich kühlere Gefilde...

Einkauf der Expeditionsverpflegung  Geldumtausch   v.l. Markus, AshrafAman, Christian  

03.06.2012

Schon um 5 Uhr früh geht es los auf dem Karakorum Highway in Richtung Norden. Für die ca. 450 km bis in den kleinen Ort Chilas im Industal benötigen wir 15 Stunden. Damit sind wir ganz gut voran gekommen. Zusammengerechnet ist das übrigens schon unsere 24. Pakistanreise und dabei befahren wir jetzt zum 43. Mal den Karakorum Highway. Es ist immer wieder ein langer Weg bis in die Berge oder eben auch wieder zurück von dort...


In Mansehra kaufen wir eine große Kiste Mangos   Anreise auf dem Karakorum Highway  Blick auf den Nanga Parbat  

04.06.2012

Heute geht es nur noch ein kurzes Stück auf dem Karakorum Highway entlang. Wir fahren am gewaltigen Nanga Parbat vorbei, der hoch über uns in den blauen Himmel ragt, bevor wir nach Osten ins wilde Astortal einbiegen. Nach 4 Stunden Fahrt haben wir Astor erreicht, wo wir letzte Einkäufe tätigen und zudem unseren alten Freund Javed Khan treffen, der seit zwei Jahren die Koordination unserer Hilfsprojekte im Nanga-Parbat-Gebiet übernommen hat. Nachdem wir alle Besorgungen erledigt und uns beim Barbier in Astor zudem noch einen sportiv kurzen Haarschnitt verpassen lassen haben, geht es per Jeep noch reichlich eine Stunde weiter bis nach Tarshing, wo wir für eine ganze Weile zum letzten Mal in einer festen Unterkunft übernachten werden. Unser Freund Nisar und seine Familie erwarten uns schon voller Freude. Im benachbarten Salehabad haben wir nach der Flutkatastrophe 2010 eine Schule gebaut, die letzten Herbst eröffnet wurde. Inzwischen besuchen 45 Kinder die kleine Schule, die mit direktem Blick auf due gewaltige Rupalflanke des Nanga Parbat großartig gelegen ist. Aus Astor haben wir für alle 45 Kinder Schulhefte, Bleistifte, Radiergummis und Spitzer mitgebracht. Natürlich freuen sich alle, als wir diese Schätze an die Kinder verteilen. Außerdem besprechen wir mit dem erst 28jährigen Lehrer, was wir in Zukunft noch tun können, um die Bildungsmöglichkeiten der Kinder zu verbessern.
An dieser Stelle natürlich auch ein herzliches Dankeschön an alle, die den Schulbau finanziell unterstützt haben!


In Astor kaufen wir Schulhefte, Bleistifte, Radiergummis und Spitzer  Unser Freund Javed Khan, seit 2 Jahren Koordinator unserer Hilfsprojekte   Markus übergibt die Schulbücher an den Lehrer in Salehabad  

05.06.2012

Am frühen Morgen nutzen wir das herrliche Wetter noch zu ein paar Fotos von der Schule und verabschieden uns dann von den Kindern und Eltern. Von hier aus geht es zu Fuß in einer langen Tagesetappe bis in unser geplantes Basislager im Rupaltal. Zum Mittagessen sind wir noch bei unserem Freund Aqil im idyllischen Bergdorf Rupal eingeladen. Auch dort werfen wir noch einen Blick in die Jungs- und in die Mädchenschule, denn die Schulbänke, die wir 2010 im Rahmen unserer Dofana-Expedition dort anfertigen lassen haben, leisten noch immer gute Dienste.
Nach dem Mittagessen in Aqils Haus ist es noch ein weiter Weg bis in unser Basislager bei Shaigiri. Vorbei am sogenannten Herrligkoffer-Basecamp (für die Rupalflanke des Nanga Parbat, die 1970 von hier aus durch Reinhold und Günther Messner erstmals durchstiegen wurde) und der Sommeralm Latebo erreichen wir schließlich am Nachmittag unser Ziel: einen perfekten Platz für die Errichtung unseres Basislagers für die kommenden Tage, 3700m hoch gelegen, zwischen uralten Weidenbäumen und mit einer glasklaren Quelle mkit eiskaltem Wasser.
Unser gesamtes Gepäck samt verpflegung für etwa 3 Wochen ist bis hierher mit 8 Eseln transportiert worden und die Eseltreiber freuen sich über den für ihre Verhältnisse üppigen Lohn dafür. Auf dem Rückweg nehmen sie gleich noch Feuerholz für den Winter mit, so daß sich der weg gleich dopelt gelohnt hat.
Zu viert bleiben wir zurück und richten uns für die kommenden Tage hier häuslich ein: unser Koch Aqil und sein Helfer Nisar haben schnell das Küchenzelt stehen und servieren traditionellen Milchtee und frisches Fladenbrot...


Die Schule liegt herrlich zu Füßen des Nanga Parbat  Schulkinder von Salehabad   Die Schulkinder mit ihren neuen Schulheften  


Anmarsch ins Basislager durch das herrliche Rupaltal  In der Nähe des sog. Herrligkoffer Basecamps   Unser Gepäck wird mit Eseln transportiert  

06.06.2012

Eigentlich wollten wir heute erstmal einen Ruhetag einlegen und uns noch endgültig in unserem Basislager einrichten, aber das ist schnell erledigt. Also nehmen wir uns Zeit für eine kleine Akklimatisationswanderung bis auf 4200m. Wir erkunden den Weg hinauf in den Gletscherkessel zu Füßen des Rupal- und Shaigiri-Kammes und markieren die kritischen Passagen mit Steinmännchen.
Am Nachmittag bringen wir die uralten Ski, die wir ersatzweise von unserer Partneragentur ausgeborgt haben, in Ordnung: entrosten, Kanten schleifen, Belag wachsen, abziehen, ausbürsten Bindungen einstellen - und das alles mit ziemlich improvisierten Methoden: ein Topfkratzer ersetzt das Sandpapier, ein über dem Kocher erhitzter Firnanker das Bügeleisen. Nach 2 Stunden sind die Ski "wie neu" - bis auf die altertümliche Bindung und das üppige Gewicht der 1,85m-Monster, das wir leider in Kauf nehmen müssen. Dafür erfahren wir per Satellitentelefon, daß unsere Ski inzwischen schon auf dem weg zu uns sind. Wir sind schon mal froh, daß sie nicht mehr auf irgendeinem Flughafen stehen und gespannt, wann und ob sie hier im Basislager ankommen. Den für morgen geplanten Aufstieg werden wir wohl zunächst mt den Uralt-Ski in Angriff nehmen müssen.


Unser Basislager zwischen knorrigen Weidenbäumen  Unser Küchenhelfer Nisar hilft beim Fitmachen der Uralt-Ski   Original Rennschliff ;-)  

07.06.2012

Nachdem es gestern Abend noch geregnet hat, begrüßt uns der Morgen recht freundlich und nach dem zeitigen Frühstück um 5 Uhr früh beginnen wir mit 18kg schweren Rucksäcken den ersten Aufstieg, um ein Hochlager zu errichten. Ab unserem gestrigen Umkehrpunkt auf 4200m können wir die Ski anschnallen - bei leider völlig durchweichtem Schnee ein Segen und die einzige Möglichkeit, sinnvoll voranzukommen. Gegen Mittag beginnt es zu schneien und die Sicht ist alles andere als gut. Dafür brechen wir trotz Ski oft bis zum Knie in den durchweichten Schnee ein. Kurz vor 16 Uhr errichten wir schließlich auf 4750m Höhe unser Zelt. Obwohl wir fast nichts sehen, hoffen wir, daß dieser Standort für unser Hochlager einigermaßen gut gewählt ist. Am Abend setzt heftiger Schneefall ein und begräbt alle Hoffnungen für einen ersten Akklimatisationsgipfel morgen unter einer dichten weißen Decke...

08.06.2012

Da unsere Wetterfee uns per Satellitentelefon weitere Wetterverschlechterung angekündigt hat, schlafen wir in Ruhe aus und fahren dann nach dem Frühstück ab ins Tal. Erstaunlicherweise geht die Abfahrt trotz miserabler Schneebedingungen und den uralten, bocksteifen Ski gar nicht so übel und ziemlich zügig erreichen wir das Ende der geschlossenen Schneedecke auf 4200m. Zu Fuß erreichen wir anderthalb Stunden später das Basislager - gerade rechtzeitig, bevor der große Regen einsetzt. Kurz nach uns kommt dann noch eine Überraschung: unsere eigenen Ski treffen im Basislager ein - ein junger Bursche hat sie von Tarshing hier hinaufgetragen und freut sich nun über den verdienten Trägerlohn.
Zur Feier des Tages schlachtet Aqil eines der beiden Hühner, die wir mit ins Basislager genommen haben. Am Abend setzt erneut heftiger Regen ein...


Unser kleines Hochlager, umrahmt von kühnen Granitzacken  Abfahrt ins Basislager   Markus beim Abstieg ins Basislager  

09.06.2012

Am Vormittag ist es recht sonnig, aber da für den Nachmittag wieder ergiebiger Regen angesagt ist, legen wir einen Ruhe-, Akklimatisations- und Waschtag ein. Außerdem pflanzen wir 22 Weidenbäumchen in unserem Camp, welches wir zum Schutz vor den Kühen mit einem Zaun aus vertrocknetem Weidengestrüpp versehen haben. Die knorrigen Weidenbäume hier oben auf 3700m zeigen gerade erst ihre ersten Weidenkätzchen. Und ab und zu kommt eben auch mal eine von den zahlreichen Kühen vorbei, die auf den umliegenden Bergwiesen die Sommermonate verbringen.
Das Beste an unserem Camp ist aber der herrliche Ausblick zum Nanga Parbat. Leider können unsere Hühner, die wir aus dem Flachland mitgebracht haben, das ganze hier nicht so recht genießen und frieren die ganze Zeit. Bevor sie ganz abgemagert sind, hat Aqil heute auch das zweite gleich geschlachtet und so gibt es heute gleich nochmal Hühnchen zum Abendessen.
Vorhersagegemäß regnet es ab Mittag immer wieder schauerartig und geht gegen Abend in heftigen Dauerregen über. Trotzdem sind wir optimistisch, morgen endlich wieder hinauf in die Berge zu können...


Materialsortierung im Basislager  Christian beim Pflanzen der kleinen Weidenbäumchen   Die 22 Weiden werden jedne Tag sorgfältig gegossen  

10.06.2012

Als um 4 Uhr der Wecker piepst, trommelt der Regen noch heftig auf's Zeltdach. Eine Stunde später hat es dann endlich aufgehört und wir frühstücken in Ruhe. Kurz nach 6 Uhr sind wir schließlich abmarschbereit. Mit Essen für 5 Tage und der kompletten Kletterausrüstung steigen wir hinauf bis zu unserem kleinen Depot auf 4200m und dann mit Ski über den frisch verschneiten Gletscher ins Hochlager. Heute sind wir deutlich schneller unterwegs und erreichen schon 12 Uhr unser Zelt. Den ganzen Nachmittag über bleibt es sonnig und so können wir viel Kochergas sparen und Schnee durch die Kraft der Sonne schmelzen. Schon 18.30 Uhr verschwinden wir in den Schlafsäcken, denn morgen soll endlich der erste Gipfel versucht werden...


Aufstieg bei gutem Wetter  Auch die kühne Felsnadel des höchsten Gipfels hier ist heute gut zu sehen   Unser kleines Hochlager  

11.06.2012

Schon um 2.30 Uhr piepst der Wecker und sternklarer Himmel verheißt zumindest zum Start gutes Wetter. 4 Uhr stehen wir auf den Ski und spuren hinauf zum Dudaro-Pass, 5183m hoch. Hier deponieren wir die Ski und steigen mit Steigeisen den steilen Hang in Richtung Rattu Peak hinauf. Schon 7.50 Uhr stehen wir auf dem fast 5500m hohen Vorgipfel und schauen ungläubig auf das, was von hier aus der höchste Punkt zu sein scheint: eine skurrile, monolithisch aus kompaktem Granit geformte Felsnadel. Ohne Kletterschuhe kommen wir hier sicher ganz schwer hinauf! Aber Versuch macht klug - also packen wir das Seil aus und Christian quert am überwächteten Grat hinüber zur Nadel und schließlich halb um diese herum. Bald kommt der erlösende Ruf: die Nadel ist doch nur ein Gratturm und der höchste Punkt dahinter noch 3 Seillängen weiter weg. In Wechselführung klettern wir die insgesamt 4 Seillängen bis zum höchsten Punkt, der ebenfalls ein kühner, ins Tal extrem steil abfallender Granitturm ist, aber maximal den III. Schwierigkeitsgrad verlangt - in Skitourenstiefeln noch ganz gut zu meistern. Leider bleibt uns das gute Wetter nicht treu: schon um 9 Uhr setzt Schneefall ein. Eine Dreiviertelstunde später, 9.45 Uhr, erreichen wir den höchsten Punkt. Das GPS vermeldet eine Höhe von 5547m. Vermutlich ist der Rattu Peak 1964 erstmals bestiegen worden, doch 100%ige Sicherheit geben die verfügbaren Quellen darüber nicht, zumal wir keinerlei Begehungsspuren entdecken können. Nach fast 50 Jahren ohne jegliche weitere Besteigung ist das allerdings auch kein Wunder und so freuen wir uns über eine gelungene Zweitbesteigung. Damit zumindest die nächsten nach uns wissen, woran sie sind, hinterlassen wir eine Abseilschlnge direkt am Gipfelzacken und machen uns dann auf den Rückweg. Mit 1x 25m Abseilen und weiteren 3 Seillängen Kletterei über den Grat erreichen wir wieder leichteres Gelände und 11.30 Uhr auch wieder unser Skidepot im 5183m hohen Sattel. Von dort geht es beschwingt per Ski in nur 30min hinunter zum Zelt, wo wir 12 Uhr ankommen. Am späten Nachmittag macht uns im Hochlager eine Wolkenlücke Hoffnung auf Wetterbesserung, aber kurze Zeit später setzt wieder Schneefall ein und so verbringen wir den ganzen Nachmittag in den Schlafsäcken und hoffen auf baldige Wetterbesserung...


Markus im Aufstieg am Rattu Peak  Markus bei einer der Felspassagen   Diese kühne Granitnadel war zum Glück doch nicht der höchste Punkt...  

12.06.2012

Da der Schneefall auch am Morgen nicht aufhört, brechen wir bei 10cm frischem Pulverschnee gegen 8.30 Uhr im Hochlager auf und fahren in Richtung Basislager ab. Trotz schlechter Sicht macht die Abfahrt bei frischem Pulverschnee sogar richtig Spaß und schon 10.40 Uhr erreichen wir das Basislager. Wir sind wirklich froh, dass wir unsere Ski dabei haben, denn ohne die Hilfe von Tourenski wären wir bei dem vielen Schnee wohl bisher kaum wirklich über unser Basislager hinausgekommen.
Nun warten wir mal wieder auf Wetterbesserung und vielleicht kommt ja doch endlich mal eine längere stabile Phase. Die Vorhersagen klingen zumindest nicht gar so schlecht...


Beim Aufbruch scheint sogar mal für einen Augenblick die Sonne  Die Skiabfahrt macht trotz grauem Himmel Spaß   Zügig schwingen wir hinunter ins Basislager  

13.06.2012

Als wir um 4 Uhr aufstehen, ist es zwar stark bewölkt, aber immerhin trocken. Also brechen wir 5 Uhr erneut auf in unser Hochlager. Leider beginnt es kurz nach 7 Uhr schon wiedre zu schneien. Dafür sind die Rucksäcke relativ leicht und so erreichen wir schon 9.40 Uhr das Lager. Die fortschreitende Akklimatisation macht sich eben auch bemerkbar.
Den ganzen Tag über schneit es und so verbringen wir die Zeit dösend im Zelt und warten auf besseres Wetter. Erst gegen 15 Uhr gibt es eine kurze Niederschlagspause, aber am Abend schneit es schon wieder...

14.06.2012

Die ganze Nacht durch hat es geschneit und erst 8 Uhr morgens hört der Schneefall langsam auf. Für einen Gipfel ist es da längst zu spät, aber wir beschließen, eine Erkundungstour in Richtung Rupal-Finger zu unternehmen - dem höchsten Gipfel des gesamten Rupalkammes und zugleich auch dem attraktivsten Ziel der Umgebung, da der Gipfel von einer ca. 100m hohen Felsnadel gebildet wird, die offenichtlich anspruchsvolle Felskletterei verlangt.
10 Uhr starten wir ab unserem Hochlager und spuren mit Ski durch den frisch gefallenen Schnee den Gletscher hinauf. Es gibt kaum Spalten und so können wir seilfrei bis auf 5200m gehen, wo wir auf einem Felssporn unser gesamtes Klettermaterial deponieren. Zurück im Lager ist am Nachmittag relativ gutes Wetter und so hoffen wir, dass wir morgen den Gipfel des Rupal-Finger in Angriff nehmen können.


Erkundungstour zum Rupalfinger  Die kühne Gipfelnadel sieht vom vielen Neuschnee leider ganz schön weiß aus   Bei der Abfahrt filmen wir viel mit der Helmkamera  

15.06.2012

Heute piepst schon eine halbe Stunde nach Mitternacht unerbittlich der Wecker und pünktlich 2 Uhr morgens stehen wir auf den Ski und folgen unserer gestrigen Spur bergwärts. Kur vor 4 Uhr haben wir unser Materialdepot erreicht und von da ab geht es steil in Spitzkehren den Hang hinauf, nunmehr auch mit der gesamten schweren Kletterausrüstung im Rucksack. 5.30 Uhr errichten wir auf 5500m in einer Gratscharte unser Skidepot. Von hier ab geht es mit Steigeisen weiter über einen steilen Schneerücken in Richtung Gipfel. Noch ist das Wetter hervorragend und eine grandiose Fernsicht tut sich vor uns auf. 6.40 Uhr stehen wir schließlich am Einstieg zur Gipfelnadel. Etwa 100 Höhenmeter sind es von hier bis zum höchsten Punkt, aber die haben es in sich!


Sonnenaufgang über dem Rattu Peak. Hier sieht man auch deutlich, dass der linke Gipfelturm höher ist als die rechte Nadel.  Zustieg vom Skidepot zur Gipfelnadel   Der Blick hinüber zum Nanga Parbat ist großartig!  

Die ersten beiden Seillängen im kombinierten Gelände erreichen kaum den III. Schwierigkeitsgrad. Dennoch ist Konzentration erforderlich, denn der Schnee ist nur ganz lose mit dem Fels verbunden und hat keinen wirklichen Halt. Dann kommt die Schlüsselstelle: ein senkrechter Aufschwung von ca. 10m Höhe. Rechts der Gratkante gäbe es gute Griffe und Tritte, aber darüber hängen bedrohlich lose Granitschuppen, die bei jeder Berührung abzustürzen drohen und teilweise sicher mehrere 100kg auf die Waage bringen. Links der Kante hingegen wirkt der Fels solide und fest, aber nur ein abdrängender Riß zieht leicht überhängend nach oben. Die Kante selbst wird ebenfalls von einigen maroden Felsschuppen gebildet - zu gefährlich und unberechenbar. Also entscheiden wir uns für den Riß und Christian, der mit Vorsteigen dran ist, tauscht die Skistiefel gegen die Kletterschuhe. Die ersten Meter gehen ganz gut, doch dann wird der Riß wasserüberronnen und überhängend. Nur winzige Tritte bieten Halt für die Füße und die Höhe von reichlich 5600m sorgt zusätzlich für erhöhten Puls. Zugleich ziehen Wolken auf und der Wind jagt Nebelfetzen über den Grat. Wir sind genau an der Wetterscheide: rechts von uns strahlend blauer Himmel, links von uns dichteste Waschküche. Normalerweise wäre die Seillänge etwa VI+ nach UIAA-Skala, doch an eine freie Durchsteigung ist bei den heutigen Verhältnissen nicht zu denken: der Neuschnee der letzten Tage sorgt für einen dünnen Wasserfilm auf Griffen und Tritten und im schattigen Riß teilweise auch für eine Eisglasur. Einen Sturz möchten wir beide nicht rikieren, also entscheiden wir uns für die Sicherheitsvariante, die da heißt: VI/A1. Zum Glück haben zwei unserer vier Friends die richtige Breite, um ganz hinten im Riß für einigermaßen verlässliche Ruhe- und Sicherungspunkte zu sorgen. Fast eine Stunde kämpft Christian mit den 10 Metern Riß, ehe er auf der anschließenden Reibungsplatte an zwei Klemmkeilen einen sicheren Standplatz einrichten kann.
Im Nachstieg und dafür mit dem Rucksack auf den Schultern ist die Passage kaum einfacher. Zwar kommt das Seil nun von oben, aber die Griffe sind noch genauso klein und naß, der Riß genauso abdrängend wie im Vorstieg. Hinzu kommt, daß unmittelbar nach dem winzigen Standplatz eine meterdicke Schicht lockerer Neuschnee auf der Reibung liegt - in Kletterschuhen wohl schwerlich zu überwinden. Wir einigen uns darauf, daß Markus deshalb die Skistiefel mit den Steigeisen vorerst anbehält - im Riß selbst ein erheblicher Nachteil und entsprechend oft scharrt auch kreischend Metall auf Granit... Am Stand angekommen, offenbart sich jedoch gleich der Vorteil dieser Methode: Markus kann sofort die Führung der kommenden Seillänge übernehmen und sich mit Steigeisen und zwei Eisbeilen vorsichtig durch den angefrorenen Schnee hinaufarbeiten. Seine größte Sorge ist, daß sich das gesamte meterdicke Schneepaket lösen und mit ihm gemeinsam die glatten Granitplatten hinunterrutschen könnte.

Kletterei an der Gipfelnadel  Von wegen Felskletterei!   Von wegen Felskletterei!  

Doch zum Glück bleibt alles fest und 15 Meter weiter ist eine sichere Scharte erreicht - der ideale Standplatz für die letzte Seillänge. Mit Seil von oben steigt Christian dann einfach gleich mit den Kletterschuhen durch den Schnee hinterher und schon bald sitzen wir in der Gpfelscharte und legen erstmal eine ausgiebige Rast ein. Von hier bis zum Gipfel sind es noch knapp 30m auf einer geneigten Platte, doch diese muß erstmal erreicht werden. Ein abdrängender Überhang und bröselige Griffe verlangen nochmals etwa den V.-VI. Schwierigkeitsgrad und das Schlagen von zwei Felshaken, ehe Christians Gipfeljubel ins Tal schallt.

Die letzte Seillänge hat es nochmal in sich  Zum Glück ist der Granit wenigstens hier oben schneefrei   Der Tiefblick ist atemberaubend  

Markus räumt im Nachstieg gleich noch die brüchigen Felsschuppen und losen Brocken ins Tal, damit uns diese beim Abseilen nicht auf dne Kopf fallen. Es ist Punkt 12 Uhr, als wir beide ganz oben sind - mehr als 5 Stunden haben uns die letzten 5 Seillängen gekostet - ein hartes Stück Arbeit, und so taufen wir unsere Kletterroute recht passend auf "Nadelarbeit" und bewerten sie mit VI/A1. Zweifelsfrei sind wir die ersten Menschen, die den höchsten Gipfel des Rupalkammes bestiegen haben - 5670m hoch. In einer als Gipfelbuch umfunktionierten leeren Plastikflasche hinterlassen wir einen Zettel mit dem heutigen Datum und unseren Namen und binden das ganze an unsere Abseilschlinge direkt am höchsten Gipgfelzacken fest. Groß ist der Gipfel ohnehin nicht - wir haben gerade so Platz, nebeneinander zu sitzen. Unser "Arbeitstitel" Rupal-Finger für diese kühne Felsnadel hat den Einheimischen so gut gefallen, daß wir den Gipfel auf diesen Namen taufen. Zunächst müssen wir jedoch erstmal sicher wieder hinunter kommen. Dreimalige Abseilfahrt über je 30m und schließlich nochmal eine Seillänge Abklettern bringen uns zurück zum Einstieg, den wir in dichtem Schneegestöber erreichen. Das Wetter hat mal wiedre nicht gehalten was es heute früh versprochen hat, aber das kann uns jetzt nicht mehr stören, denn der heutige Erfolg war das große Ziel unserer Expedition und alles weitere ist jetzt nur noch Zugabe. Zurück am Skidepot läßt sogar der Schneefall nach und als wir in großen Kurven durch den weichen Schnee zum Zelt hinunter schwingen, schaut sogar die Sonne schon wieder durch erste Wolkenlöcher. 15 Uhr, 13 Stunden nach unserem nächtlichen Aufbruch, erreichen wir schließlich wieder unser Zelt und gönnen uns dort erstmal eine doppelte Ration Heiße Schokolade und Käsebrot, bevor wir die Gipfelnachricht per Satellitentelefon in die Heimat durchgeben. Da der Wetterbericht für morgen relativ gutes Wetter vorhersagt, wollen wir evtl. versuchen, gleich noch eine zweite Erstbesteigung dranzuhängen und kriechen zeitig in unsere warmen Schlafsäcke...

Abfahrt zurück zum Hochlager  Abfahrt zurück zum Hochlager   Nach 13 Stunden wieder zurück am Zelt  

16.06.2012

Als der Wecker uns 2.30 Uhr das Signal zum Aufbruch gibt, sind wir vom gestrigen Tag noch ganz schön müde und geschafft. Aber wenn wir den Tag nutzen wollen, müssen wir zeitig starten und so stehen wir trotzdme 5 Uhr auf dne Ski und spuren bergwärts. Unser Ziel ist der Kala Choti, neben dem Rupal-Finger und dem etwas entfernten Rupal Peak der dritthöchste Gipfel der Gruppe und durch ein steiles Schneecouloir vergleichsweise einfach erreichbar. Trotzdem ist der Gipfel noch unbestiegen, denn höchst selten verirren sich Bergsteiger in dieses Seitental des Rupaltales. Dort wo das Couloir aufsteilt, deponieren wir unsere Ski und stapfen dann auf Steigeisen durch die immer steiler werdende Schneerinne. Bereits 8.15 Uhr stehen wir schließlich auf dem Gipfel - 5522m hoch und mit grandiosem Ausblick auf den direkt gegenüber liegenden Nanga Parbat. Auch "unseren" Rupal-Finger sehen wir nebenan aufragen - heute endlich mal unter wolkenlosem Himmel!

Morgengrauen hoch oben am Kala Choti  Der Blick hinüber zum Nanga Parbat zeigt den gesamten Mazeno-Kamm   Blick vom Kala Choti zum Rupal Finger  

Wir bleiben fast eine Stunde am Gipfel, genießen die super Aussicht auf die gigantische Rupalflanke des Nanga Parbat und bauen einen kleinen Gipfelsteinmann. Anschließend geht es auf dem gleichen Weg wieder hinunter, wobei der Schnee zum Glück noch nicht sehr aufgeweicht ist und wir gut vorankommen. Bereits um 10.00 Uhr ist das Lager wieder erreicht. Da wir nun mit Rattu Peak, Rupal Finger und Kala Choti alle von hier aus erreichbaren Gipfel bestiegen haben, bauen wir unser Zelt ab und fahren schon anderthalb Stunden später mit schweren Rucksäcken hinunter ins Basislager. Das letzte Stück bis ins Basecamp geht es natürlich wieder zu Fuß und als wir 14 Uhr dort ankommen, ist die Freude natürlich groß. Nun haben wir noch reichlich eine Woche Zeit für weitere Gipfeltouren und beschließen deshalb, das Basislager nochmal umzusetzen. Noch am Nachmittag organisieren wir für den nächsten Morgen fünf Esel und bereiten alles für den Lagerumbau vor.
Abends wird natürlich im Küchenzelt erstmal gefeiert, doch unsere kleine Gipfelparty wird jäh unterbrochen, als es auf einmal feucht von unten wird: der seit langer Zeit erste richtige Schönwettertag heute hat derartig viel Schnee zum Schmelzen gebracht, daß die Bäche über die Ufer getreten sind und eines dieser Rinnsale den direkten Weg zu unserem Küchenzelt genommen hat. Zum Glück ist mit Schaufel und Eispickel schnell ein kleiner Ablaufgraben geschaffen und kein großer Schaden entstanden, aber trotzdem freuen wir uns schon auf den morgigen Ortswechsel.
17.06.2012

Bereits um 5 Uhr frühstücken wir, damit wir rechtzeitig fertig sind mit dem Packen, bevor die Esel kommen. Die sind dann zwar schon 6.30 Uhr da (von der benachbarten Hochalm Latebo aus ist es nicht weit...), aber trotzdem kommen wir erst 8.40 Uhr los, ehe alle Zelte abgebaut und alle Ausrüstung auf Eselrücken verladen ist. Unser Tagesziel ist das sogenannte Mazeno Basecamp, einige Kilometer talaufwärts, welches während der Trekkingsaison (die allerdings erst Mitte Juli beginnt), oft als Lager für die Überschgreitung des 5377m hohen Mazeno-Passes genutzt wird. Unterwegs begegnen wir zwei Pakistanis, die zu einer britischen Expedition gehören, die den gigantischen Mazeno-Grat zum Nanga Parbat versuchen will. Die drei Briten haben noch drei nepalesische Sherpas als Helfer mitgebracht und drei Pakistansi als Küchenteam, lagern aber 600 Höhenmeter weiter oben im sogenannten Mazeno Highcamp, so daß wir im Mazeno Basecamp trotzdem für uns alleine sind. Kurz nach 12 Uhr ist das Mazeno Basecamp erreicht, wir errichten unsere Zelte und die Eseltreiber nachen sich mit ihrem Lohn auf den Rückweg, während wir uns häuslich einrichten. Aqil freut sich besonders, denn die vorhandenen Zeltplattformen hat er zum Großteil vor Jahren selbst mit angelegt...


Bei bestem Wetter bauen wir die Zelte unseres kleinen Basislagers ab  Noch einmal geht es mit Eseln ein Stück talaufwärts   Unsere kleine Eselkarawane  

18.06.2012

Im Prinzip haben wir hier netto noch fünf Tage Zeit für einen Gipfelversuch an einem der Toshain-Gipfel oder einem der anderen umliegenden Berge. Das Wetter ist zwar relativ durchwachsen angesagt, aber wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir trotzdem alles auf eine Karte setzen und so nehmen wir Verpflegung für 5 Tage mit und brechen 10 Uhr im Basislager auf. Heute wollen wir nur den gewaltigen Toshain-Gletscher ein Stück hinter laufen - so weit, bis er aufsteilt und in einem schwierig zu überwindenden Spaltenlabyrinth steil auf das nächste Hochplateau leitet - ein Abschnitt, der nur nach klaren, kalten Nächten einigermaßen sicher zu überwinden ist.
Auf dem flachen Gletscher liegt zunächst zu wenig Schnee zum Skifaren und so müssen wir die Ski leider die ersten Kilometer tragen. Die dadurch insg. 25kg schweren Rucksäcke bremsen uns entsprechend, und so kommen wir nur langsam voran. Immer wieder zwingen uns Spalten und Gletscherbäche zu großen Umwegen. Erst gegen Mittag erreichen wir die geschlossene Schneedecke und können mit Ski aufsteigen - nun sind wenigstens die Rucksäcke etwas leichter. Dafür brechen wir immer wieder im weichen Schnee ein und müssen vorsichtshalber am Seil gehen. Gegen 14.30 Uhr beschließen wir, auf 4420m Höhe unser Zeltlager zu errichten. Kaum steht das Zelt, beginnt es auch schon zu schneien und schneit bis zum Abend unaufhörlich weiter. Es bleibt also abzuwarten, ob wir morgen unseren Aufstieg fortsetzen können oder wetterbedingt einen Ruhetag einlegen müssen.

19.06.2012

Die ganze Nacht schneit es ununterbrochen weiter und so können wir das Weckerpiepsen um 2.30 Uhr getrost ignorieren - bei diesem Wetter ist es unmöglich, einen sicheren Weg durch das Spaltengewirr des Toshain-Gletschers zu finden. Den ganzen Tag verbringen wir im Zelt, denn es schneit und schneit und schneit. Erst gegen Abend hört es auf zu schneien und so hoffen wir auf besseres Wetter morgen...

20.06.2012

Diesmal erwartet uns 2.30 Uhr zur Weckzeit ein sternklarer Himmel und obwohl es die erste Nachthälfte noch bedeckt war, scheint der Schnee auch einigermaßen durchgefroren. Also Schnee schmelzen, kochen, frühstücken, Zelt abbauen und 5 Uhr Abmarsch mit Ski, Steigfellen und Harscheisen. Ganz links am Gletscherrand finden wir einen guten Durchschlupf durch die erste Spaltenzone und erreichen wieder flacheres Gelände. Als wir 7.30 Uhr die zweite Steilstufe erreichen, ist es hier jedoch schon wieder derartig aufgeweicht, daß man mit vertretbarem Risiko nicht weitergehen kann. Für Ski ist der Eisbruch hier einfach viel zu steil und zu Fuß sinkt man bis weit über's Knie im grundlos durchweichten Schnee ein. Schweren Herzens errichten wir auf 4730m unser Zelt und beschließen, hier auf die Nacht zu warten und dann bei hoffentlich kalter Nacht und gefrorenem Schnee noch vor Hellwerden zum nächsten Gletscherplateau hinaufzusteigen.
Ein Versuch, den Weg ohne Rucksack etwas zu erkunden, endet bereits nach wenigen Metern im völlig aufgeweichten Schnee - und das 9 Uhr morgens! So verbringen wir den ganzen Tag im Zelt und beobachten voller Sorge, wie die Sonne mitten auf unserem geplanten Weiterweg gigantische Eistürme zum Einsturz bringt und riesige Schneerutsche auslöst. Leider ist der Himmel am Nachmittag schon wieder bewölkt und es besteht die Gefahr, dass es wieder nicht ausreichend kalt wird in dieser Nacht. Eigentlich wollen wir gegen Mitternacht aufbrechen, um die steile Passage zu überwinden, aber um dies ohne große Gefahr tun zu können, müssen sich erst einmal die Wolken verziehen...

21.06.2012

Als wir Punkt Mitternacht vors Zelt treten, ist es zwar sternklar, aber die Temperaturen liegen sogar hier oben auf 4730m nur ganz knapp unter dem Gefrierpunkt. Dementsprechend ist es auch alles andere als durchgefroren und man sinkt schon beim ersten Schritt 30cm tief ein. Unter diesen Umständen wäre ein Aufstieg in die Seraczone unverantwortbar und so entschließen wir uns schweren Herzens, zunächst noch 2 Stunden weiter zu schlafen. 2.30 Uhr leider das gleiche Bild: sternklarer Himmel, aber total milde Temperaturen. Es will einfach nicht kalt genug werden! So bleibt uns nichts anderes übrig, als unser Vorhaben abzubrechen, denn vielleicht kämen wir zwar irgendwie mit viel Glück noch heil den Eisbruch hinauf, aber wir wollen schließlich auch heil wieder hinunter und der Wetterbericht gibt uns gerade mal noch 2 einigermaßen gute Tage. Beim Frühstück um 2.30 Uhr diskutieren wir die möglichen Optionen. So ganz ohne weiteren Gipfelversuch wollen wir unsere Tour eigentlich noch nicht beenden, aber 2 Tage Schönwetter sind auch nicht wirklich viel. Und südseitige Anstiege wie den zu den Toshain-Gipfeln kann man wirklich komplett vergessen. Schließlich kommt Christian die zündende Idee: wie wär's mit dem Schlagintweit Peak, den Christian zusammen mit Thomas Niederlein und Robert Koschitzki 2009 erstmals bestiegen hat?! Christian und Thomas sind damals bei schlechter Sicht auf dem Westgipfgel umgekehrt und nur Robert war tags darauf in ihren Spuren hinaufgestiegen und bis zum höchsten Punkt gelangt. Und der gesamte Aufstieg verläuft über einen nordseitig ausgerichteten Grat, könnte mit etwas Glück also bessere Schneeverhältnisse aufweisen als der südseitige Matsch, der uns hier überall ausbremst! Gesagt, getan: Punkt 5 Uhr stehen wir auf den Ski und fahren am Seil vorsichtig durch die Spaltenzone der ersten Steilstufe ab, ca. 2 Stunden später deponieren wir weit unten auf dem Gletscher auf 4148m Höhe unser für den Schlagintweit Peak nicht benötigtes Material und biegen auf den Seitengletscher ab, der hinauf zum Schlagintweit Peak führt. Der Aufstieg mit Ski erweist sich als unproblematisch, auch wenn die hoch am Himmel stehende Sonne mittlerweile auch hier für weichen Schnee gesorgt hat. 12 Uhr richten wir auf 4973m unser Zeltlager ein - noch genau 1000 Höhenmeter verbleiben für den morgigen Gipfelversuch. Auch das Wetter verspricht strahlend schön zu werden und voller Optimismus verkriechen wir uns 19 Uhr in unseren Schlafsäcken...

22.06.2012

Bereits eine halbe Stunde nach Mitternacht beginnen wir mit dem Kochen und kurz nach 2 Uhr starten wir zu Fuß mit Steigeisen in Richtung Schlagintweit Peak. Obwohl sich nur ein dünner Harschdeckel gebildet hat und wir immer wieder einbrechen, kommen wir zügig voran und nach nur 4 Stunden stehen wir 6 Uhr morgens bei strahlendem Sonnenschein auf dem Westgifel, 5912m hoch. Bis zum 5971m hohen Hauptgipfel fehlen nur noch 60 Höhenmeter, jedoch ist es ein ca 1km langer Grat, der bis dahin zu überwinden ist. Technisch nicht sonderlich schwierig, jedoch nach Nordwesten hin mit gewaltigen Wächten verziert und nach Südosten hin von einer steilen Schneeflanke begrenzt, han delt es sich mehr oder weniger um Gehgelände. Leider jedoch um welches, das bei den herrschenden Bedingungen alles andere als ungefährlich ist: der Schnee ist überhaupt nicht gesetzt und nur oberflächlich durchgefroren. Unter der dünnen Kruste lauert fast einen Meter dick die Schicht mit völlig ungesetztem Schnee - ohne jegliche Bindung zum Ungtergrund. Und genau an der schwächsten Stelle, dem Übergang von der steilen Flanke in den flacheren Grat, müßte man in diesem Schnee hinüberqueren zm Hauptgipfel. Die Chance, dabei eine gewaltige Schneebrettlawine auszulösen, ist alles andere als klein. Lange überlegen wir, sind hin und her gerissen von der Aussicht auf den nahen Gipfel. Letztendlich entscheidet doch die Vernunft: das Risiko ist einfach zu groß. Hier weiterzugehen wäre bei den herrschenden Schneeverhältnissen Russisch Roulette! Schweren Herzens entschließen wir uns zur Umkehr und begnügen uns mit dem 5912m hohen Westgipfel. Manchmal lassen die Verhältnisse eben einfach wirklich nichts zu.

Blick auf Shaigiri und Chiche Peak  Großartiger Blick zum Nanga Parbat   Unser Umkehrpunkt 60 Meter unterm Gipfel  

Schon 9 Uhr sind wir wieder am Zelt und beginnen, nachdem dieses abgebaut ist, 10 Uhr mit der Abfahrt ins Tal. Weit unten auf dem Gletscher ist der Schnee schon wieder derartig weich, daß wir teilweise 10cm tief im Wasser fahren. Trotzdem sind wir enorm froh über die Ski, denn ohne sie wären wir bei diesem Schneematsch ganz übel dran. In unserem Magterialdepot sammeln wir noch die restliche Ausrüstung ein und steigen dann mit den Ski am Rucksack über riesige Schuttmoränen in Richtung Basislager bergan. 13 Uhr erreichen wir schließlich unsere Zelte im Mazeno Basecamp - sehr zur Freude von Nisar und Aqil, die während unserer Abwesenheit fleißig weitere Zeltplattformen hier angelegt haben.
23.06.2012

Nach fünf Tagen in den Bergen tut heute ein Ruhetag im Basislager gut. Zumal es früh dicht bewölkt ist und regnet - der Wetterbericht hat sich also nicht getäuscht. Erst im Laufe des Vormittags hört es auf zu regnen, bleibt aber ziemlich wolkig und auch am Nachmittag fallen wieder einige Schauer. Wir nutzen den Tag, um unsere gesamte Ausrüstung so gut es geht zu reinigen und zu trocknen und einige wichtige Reparaturen auszuführen. Zwar haben wir keine Zeit mehr für einen weiteren Gipfel, aber die geplante Überschreitung des 5377m hohen Mazeno-Passes wird bei den herrschenden Verhältnissen Herausforderung genug sein.
Aqil und Nisar geben sich größte Mühe, uns zum Ende der Tour noch einmal so richtig kulinarisch zu gewöhnen. Erstaunlich, was sie trotz der zur Neige gehenden Vorräte noch so alles auftischen!
Morgen werden wir unser Basislager bereits abbrechen und dann trennen sich unsere Wege erstmal: Aqil und Nisar werden mit unserem gesamten Gepäck, welches mittlerweile locker auf 4 Esel passt, wieder durchs Rupaltal hinab marschieren, während wir beide über den Mazeno-Pass ins Diamirtal hinüber queren wollen und dieses dann hinunter steigen, um unser Schukprojekt in Sair nochmal mit zu besuchen. Erst unten in Chilas am Karakorum Highway wollen wir wieder zusammentreffen...

24.06.2012

Nach dem gestrigen Pack- und Ruhetag im Mazeno Basecamp steigen wir heute nach dem Mittagessen zum Mazeno Hochlager hinauf. Leider können wir die Ski erst auf den letzten paar hundert Höhenmetern nutzen, aber ohne sie wird die Überquerung des tief verschneiten Mazeno-Passes so zeitig in der Saison unmöglich sein - also nimmt man das Ski tragen gern in Kauf...
Im Mazeno Highcamp auf 4900m treffen wir auf die britische Expedition, die sich hier häuslich eingerichtet hat. Während deren drei Sherpas oben am Mazeno-Grat versuchen, der wohl längsten Gratroute an einem 8000er mühsam einige Meter abzuringen, sind Cathy, Sandy und Rick gerade in ihren Basislager und wir nehmen ihre Einladung zum Abendessen dankbar an - allerdings unter der Bedingung, unser für den Abend mitgebrachten letzten Vorräte an deutschem Brot und Wurst mit einbringen zu können, denn wir wollen für die morgige Passüberschreitunbg so wenig wie möglich schleppen müssen... ;-)
Das gemeinsame Dinner ist ebenso lecker wie unterhaltsam - und einmal mehr stellen wir fest, daß die Welt der Himalayabergsteiger doch recht klein ist und es so manchen gemeinsamen Bekannten gibt...

25.06.2012

Als 2.30 Uhr der Wecker piepst, herrscht draußen heftiges Schneetreiben - keine Chance, bei solchen Bedingungen den Weg über den 5377m hohen Mazeno-Pass zu finden. Also schlafen wir noch zwei Stunden und machen uns dann erst 4.30 Uhr im ersten Dämmerlicht ans Kochen und Frühstücken. Genau zur rechten Zeit, denn 5.30 Uhr hört es auf zu schneien und wir treten hinaus in eine frisch verschneite Winterlandschaft mit 10cm Neuschnee. Leider ist der tief durchweichte Altschnee nicht auch nur annähernd durchgefroren und wir brechen trotz Ski immer wieder ein - das kann noch heiter werden!
In reichlich 2 Stunden ziehen wir unsere einsame Skispur hinauf zum Pass und werden für unsere Mühen belohnt: gerade als wir die Passhöhe erreichen, reisst es auf uns eine Viertelstunde lang genießen wir blauen Himmel und sogar ganz gute Sicht auf die Nachbargipfel des Nanga Parbat und den gewaltigen Mazeno-Grat. Leider führt uns die Skiabfahrt auf der Nordseite schon nach wenigen hundert Höhenmetern schon wieder mitten hinein in die dichteste Wolkensuppe. Das größere Problem ist allerdings der durchgeweichte Schnee: immer wieder brechen wir halbmetertief ein - eine stiebende Abfahrt sieht anders aus...
Schwitzend und fluchend kämpfen wir uns bis hinunter auf 4650m - dann ist endgültig Schluß und ab hier müssen wir die Ski tragen. Ohne sie wären wir jedoch niemals auch nur bis hierher gekommen, sondern hoffnungslos im bodenlosen Schneematsch stecken geblieben...

Morgengrauen im Mazeno Hochlager  Der tief verschneite Mazeno-Pass (5377m)   Auf den ersten Metern geht die Abfahrt vom Mazeno-Pass noch ganz gut...  

Der weitere Abstieg bei teilweise nur 20-30m Sichtweite in völlig unbekanntem Gletschergelände des Loiba-Gletschers gestaltet sich spannend, jedoch gelingt uns ohne größere Zwischenfälle das Durchbrechen der Wolkendecke nach unten und ab 4200m haben wir wieder ganz gute Sicht auf die nun unter uns liegenden Almwiesen. Wir steigen zügig weiter ab. Die mit Ski+Skischuhen ca. 22kg schweren Rucksäcke drücken mächtig, aber wir sind trotzdem froh, Turnschuhe für den weiteren Abstieg mitgenommen zu haben. Im Dorf Loiba bewirten uns die Almhirten mit frisch gebackenem Fladenbrot und Milchtee - wir schenken ihnen im Gegenzug unsere letzte Tafel Schokolade. Auch auf der Alm Airel mag man uns gern gastfreundlich aufnehmen, doch für lange Pausen haben wir nicht viel Zeit, denn wir wollen heute noch so weit wie möglich hinunter. Auf genau 3000m Höhe errichten wir schließlich das letzte Mal unser kleines Zweimannzelt an einem großartigen Platz: hoch oben über dem und mit großartigem Blick auf die Diamirflanke des Nanga Parbat, der sich in der Abendsonne sogar nochmal wolkenlos zeigt...

Abstieg in Richtung Diamirtal mit schwerem Gepäck...  Herzliche Begrüßung durch die Bewohner von Loiba   Unser letzter Zeltplatz im Diamirtal mit Blick auf den Nanga Parbat  

26.06.2012

Am Morgen steigen wir die restlichen paar hundert Höhenmeter hinunter ins Diamirtal und dieses wieder hinauf nach Sair. Dort treffen wir wie verabredet unseren alten Freund Manan, der uns aufs herzlichste begrüßt. Manan koordiniert unsere beiden hiesigen Hilfsprojekte, die wir nach der verheerenden Flutkatastrophe 2010 ins Leben gerufen haben: den Wiederaufbau einer zerstörten Brücke und den Bau einer Mädchenschule. Beide Projekte haben große Fortschritte gemacht! Die Brücke ist nahezu fertiggestellt und es fehlen nur noch die letzten 10 Meter der Holzbeplankung sowie das Geländer. Das Baumaterial dafür liegt zumindest schon bereit. Manan ist optimistisch, daß die Brücke schon in 2-3 Wochen fertiggestellt und nutzbar sein könnte. Dann fehlen nur noch einige Arbeiten an den Zugangswegen, aber dies ist Sache der Dorfbewohner. Auch der Schulbau hat große Fortschritte gemacht: der Rohbau des Gebäudes mit zwei Klassenzimmern ist so gut wie fertig, das Dach zum größten Teil auch. Nun werden gerade die Wände verputzt und die Holzbeplankung der Decken eingebaut. Der Einbau der beiden Toiletten inkl. Sickergrube sowie Wasser- und Elektroinstallation und der Einbau der Fußböden sind die nächsten anstehenden Arbeiten, für die wir auch ein dickes Bündel Spendengeld in unserem Gepäck haben.

Der Rohbau der Schule in Sair ist schon fast fertig  Markus und Manan mit dem Schild für die zukünftige Schule   Markus mit einem der freundlichen Bewohner des Diamirtals  

Den ganzen Nachmittag verbringen wir bei der Schule, machen Fotos, besprechen bauliche Details und als gegen Abend hin der bedeckte Himmel endlich aufreißt und innerhab einer Stunde der Gipfel des Nanga Parbat von Wolken frei zieht und sichtbar wird, sitzen wir auch einfach nur eine Stunde lang schweigend vor der Schule, knacken Aprikosenkerne und genießen das Naturschauspiel. Einen landschaftlich großartigeren Standort der Schule kann man sich kaum vorstellen: von 2800m Höhe geht der Blick das üppig grüne Diamirtal mit seinen herrlichen Himalayawäldern hinauf bis schließlich zum 8125m hohen Gipfel des Nanga Parbat, der mit stolzer weißer Pracht den Talschluß einnimmt. Als der Gipfel im Abendrot erglüht, wartet eine weitere Überraschung auf uns: unser Freund Hazrat Wali, der uns bei unserer Nanga-Parbat-Expedition vor 8 Jahren als Küchenhelfer im Basislager umsorgt hat, hat uns zum Abendessen eingeladen. Zur Feier des Tages hat er extra ein Huhn geschlachtet und so sitzen wir abends gemütlich in seinem Haus beisammen und erzählen uns gegenseitig, wie seitdem die Zeit vergangen ist... (Hazrat Wali hat inzwischen 4 Kinder bekommen und wir hätten ihn beide kaum wiedererkannt...)
Als die Sonne untergeht, leuchtet der Nanga Parbat im Mondlicht unter sternklarem Himmel, aber später in der Nacht tobt ein fürchterliches Gewitter mit heftigen Schauern über seinen Graten...
27.06.2012

Am Vormittag sind wir noch einmal 2 Stunden bei den Arbeiten am Schulbau dabei. Besonders beeindruckend ist, wie die Zimmerleute mit einer antik anmutenden Säge Bretter aus riesigen Holzbalken sägen. Hier oben in den Bergen muß wirklich alles in Handarbeit selbst hergestellt werden. Nachdem wir noch einen letzten Regenschauer abgewartet haben, steigen wir dann das Diamirtal hinunter bis zur befahrbaren Jeeppiste beim Ort Diamiroi. Drei Stunden lang wandern wir auf teils abenteuerlich in die steile Schluchtwand gebauten Pfaden durch grandiose Hochgebirgslandschaft. Manan begleitet uns, denn er will die Gelegenheit nutzen, für den Schulbau weitere benötigte Materialien einzukaufen. Unten in Diamiroi, mehr als 1000 Höhenmeter tiefer als Sair gelegen, sind bereits die Aprikosen reif und schmecken vorzüglich. Frisches Obst ist nach den vielen Tagen oben in den Bergen stets willkommen. Auch mit dem Weiterweg haben wir Glück: schon wenige Minuten nachdem wir über eine abenteuerliche Drahtseilbrücke die Jeeppiste erreichen, kommt tatsächlich ein Jeep vorbei, der zwar mit riesigen Holzklötzern und circa. 15 Passagieren schon völlig überladen scheint, für uns aber trotzdem noch ein Plätzchen frei hat. Am zeitigen Nachmittag erreichen wir so Bunar Das, wo Manan den Winter über lebt, wenn die Bergdörfer wie Sair unter meterhohem Schnee begraben sind. In seinem Haus lädt er uns zu einem einfachen, aber schmackhaften Mittagessen ein und danach legen wir per Jeep das letzte Stück bis Chilas zurück, wo wir mit unserem Basislagerkoch Aqil (der unser komplettes Expeditionsgepäck den einfachen und kurzen Weg wieder hinunter durchs Rupaltal bis hierher gebracht hat) sowie unserem Freund Javed verabredet sind. Javed koordiniert die Verwendung der Spendengelder für unsere Schulprojekte in Sair und Salehabad sowie einige kleinere Hilfsprojekte. Er kümmert sich auch um die ordnungsgemäße Abrechnung, denn uns ist wichtig, daß wirklich auch jeder Cent des gespendeten Geldes genau dokumentiert den Projekten zugute kommt. Zusammen mit Javed und Manan kaufen wir am Abend in den belebten Basarstraßen von Chilas noch eine ganze Menge wichtiger Baumaterialien für die Schule in Sair: Toilettenbecken samt Rohrleitungen, mehrere hundert Meter Kabel, Lichtschalter, Steckdosen, Sicherungen, Lampenfassungen samt Energiesparlampen, Holzschutzfarbe, Pinsel usw. usf. Am Ende haben wir einige hundert Euro ausgegeben, aber das gute Gefühl, der geplanten Eröffnung der Schule im September wieder ein gutes Stück näher gekommen zu sein. Manan wird morgen noch einige hundert Kilo Zement kaufen und dann mit einem voll beladenen Jeep den Rückweg antreten. Ehe das gesamte Baumaterial dann auf Eselsrücken und teilweise auch mit Hilfe von Trägern bis zur Schule in Sair gelangt ist, werden noch einige Tage vergehen - Bauen in abgelegenen Gebirgsregionen ist eben ein mühsames Unterfangen!
Zum Abschied laden wir Aqil, Manan und Javed zum Abendessen ein und spinnen dabei schon Gedanken, was wir noch alles gemeinsam für Projekte anpacken könnten... Zunächst aber stehen erstmal die Fertigstellung der Brücke und die Eröffnung der Schule in Sair im Vordergrund.

28.06.2012

Schon um 6 Uhr sitzen wir im Auto und fahren die schier unendlichen Serpentinen von Chilas zum 4100m hohen Babusarpass hinauf. Die Passstraße ist erst vor wenigen Tagen wieder eröffnet worden, nachdem sie im Winter unter meterdickem Schnee verborgen und 7 Monate im Jahr unbefahrbar ist. Noch jetzt säumen meterhohe Schneewände die Schotterpiste. Von der Passhöhe aus bietet sich ein grandioser Blick auf die umliegenden Berge und Täler. Jenseits geht es auf zunehmend besser werdender Piste hinunter ins Kaghan-Tal. Ab Naran ist die Straße durchgehend asphaltiert und wir kommen zügig voran. Auffallend sind vor allem die unzähligen Imker mit ihren Bienenvölkern, die den Straßenrand säumen und Honig verkaufen. 18 Uhr, ziemlich genau 12 Stunden nach Abfahrt in Chilas, erreichen wir Islamabad. Für den Abend sind wir zusammen mit unserem Gastgeber Jens Sommerfeldt bei einer italienischen Hilfsorganisation zum EM-Fussballspiel anschauen eingeladen. Sehr zur Freude der Italiener verliert Deutschland 1:2 gegen Italien und fliegt damit im Halbfinale aus der EM. Da hilft uns auch wenig, daß die wenigen fussballinteressierten Pakistanis die wir kennen, allesamt auf Seiten der Deutschen waren...

29.06.2012

Heute sind noch eine ganze Menge Dinge zu erledigen: Ausrüstung trocknen und sortieren sowie für die nächste Expedition deponieren, Briefmarken kaufen und auf die zahlreichen Grußpostkarten kleben, Berichte schreiben, Rechnungen bezahlen, Geldübergaben für unsere Hilfsprojekte organisieren usw. usf. Wir verbringen fast den ganzen Tag damit, alles zu erledigen und bei den herrschenden 41 Grad nicht vor Hitze zu kollabieren. Am Abend haben wir gerade mal noch eine Stunde Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel, bevor wir uns zum Abschiedsessen mit unseren Freunden Ashraf Aman, Naiknam Karim und Jens Sommerfeldt treffen. In der Dämmerung fahren wir hinauf in die Margallah Hills, Islamabads dicht bewaldetes Naherholungsgebiet, und essen im gigantischen Monal's Restaurant, einem riesigen Freiluft-Grillrestaurant mit 600 Plätzen, die heute zum Freitagabend auch fast alle gefüllt sind, noch ein letztes Mal leckere pakistanische Spezialitäten vom Holzkohlegrill. Als wir kurz vor Mitternacht wieder in unserer Unterkunft ankommen, haben wir noch 2 Stunden Zeit für ein kurzes Nickerchen, ehe es 2.30 Uhr früh zum Flughafen geht...

30.06.2012

Der Rückflug mit Turkish Airlines via Istanbul klappt reibungslos und geht angenehm schnell. Schon am Nachmittag erreichen wir wieder Deutschland und werden von unseren Lieben am Flughafen abgeholt. Damit ist unsere erfolgreiche Expedition beendet.




Karte

Eine interaktive Karte des Expeditionsgebietes finden sie hier. Darauf sind auch alle von uns im Nanga Parbat Gebiet bestiegenen Gipfel eingezeichnet.

Grußpostkarte

Hier geht es zurück zur Hauptseite der Expedition, dort finden sie auch die Informationen, wie sie unsere Grußpostkarte bestellen können.