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Nanga-Parbat-Expedition 2004

Nanga Parbat Rupal Face

13.06.2004     Sonntagswetter am Nanga Parbat

Manchmal ist die Welt schon ganz schön ungerecht! Und zwar ganz besonders an der Nordseite von hohen, steilen Bergen: da steigt man mühsam Meter für Meter empor, sozusagen der Sonne entgegen. Aber je höher man kommt, desto weniger wärmen einen die Strahlen...
Und an diesem eisigen Morgen kommt noch hinzu, daß das Basislager schon kurz nach 7 Uhr Sonne hat, während Christian und Markus schier unendlich lange bis 8.10 Uhr warten müssen, ehe der ersehnte erste Sonnenstrahl das Zelt trifft. Dafür steigt die Temperatur dann aber auch schlagartig innerhalb weniger Minuten um mehr als 20 Grad. Sofort wird der Kocher angeworfen und eine halbe Stunde später ist die erste Heiße Schokolade fertig. Die gab es natürlich im Basislager schon längst wie immer pünktlich 8 Uhr ganz bequem serviert von Jehangir - und das natürlich zusammen mit einem umfangreichen Frühstück. Für letzteres müssen Christian und Markus noch eine ganze Menge Töpfe voller Schnee ins Zelt holen und schmelzen und heraus kommt doch nur ein dünner Grießbrei statt frisch gebackener Tschapati mit Honig, Marmelade, Wurst und Käse... Doch wenn man auf 6500m noch mit vollem Appetit essen kann und einem auch der Grießbrei vorzüglich schmeckt, darf man sich wirklich nicht beschweren! Zumal nicht an einem solchen Tag, wo das Blau das Himmels ein atemberaubendes Panorama überspannt und die Fernsicht auf die Berge des Hindukush und Karakorum mit 100 km auf jeden Fall untertrieben dargestellt ist. Vom Lager 3 aus betrachtet besteht die ganze Welt an diesem Morgen aus Bergen. Aus unendlich vielen Bergen, von denen noch nicht einmal das Weitwinkelobjektiv auch nur einen Bruchteil zu erfassen mag. Und das Schöne aus unserer Sicht ist, daß die allermeisten bereits jetzt niedriger sind, als unser Lager 3! Viel haben Christian und Markus heute nicht zu tun, denn der einzige Programmpunkt auf ihrem Tagesplan heißt heute: Akklimatisieren! Das reicht jedoch auch vollkommen aus, denn der gestrige Tag war anstrengend genug: Beim Aufstieg vom Lager 2 aus waren schließlich neben dem Transport der kompletten Hochlagerausrüstung auch noch eine Reihe Fixseile zu transportieren und zu verlegen gewesen und so dauerten die etwa 500 Höhenmeter über steiles Blankeisgelände bis ins jetzige Lager 3 einige Stunden mehr als ursprünglich gehofft. Gegen Mittag dort angekommen, war die erreichte Höhe für Lager 3 ja eigentlich noch für zu gering befunden worden, und so hatten Christian, Markus und Thomas, einer der Österreicher, noch fast 2 Stunden lang einen halbmeter tiefen Graben durch den weichen Schnee noch 200m höher gespurt, doch der anvisierte Lagerplatz im Schutze eines Felsens inmitten der Riesenflanke erwies sich als so schlecht, daß sie schweren Herzens wieder des Stück abgestiegen waren. Was es bedeutet, auf weit über 6000m bei sengender Sonne ca. 16 kg schwere Rucksäcke umsonst 200 Höhenmeter durch hüfttiefen Schnee geschleppt zu haben, kann sicher nur der ermessen, der das selbst einmal probiert hat. Für alle anderen sei kurz zusammengefaßt: es ist ein ausgezeichnetes Training und prima für die Akklimatisation! ;-) (und das mitgeschleppte 50 Meterseil konnte Markus außerdem auch noch an dem Felsen auf ca. 6700m deponieren - der Weg war also mitnichten umsonst!) Nachdem nach solcherart Anstrengung das Lager 3 gestern also doch nur auf 6500m Höhe aufgeschlagen werden konnte, können Christian und Markus dem heutigen Tag ganz gelassen entgegensehen: ein bißchen dösen, ab und zu Schnee zum Schmelzen in alle Gefäße füllen, die im tiefen Schnee getrampelte Zeltplattform ein wenig verbessern und bei alledem nur ja nicht außer Atem kommen - mehr ist nicht zu tun. Gegen Mittag (13.15 Uhr), als das Akklimatisationssoll erfüllt ist und der Hunger langsam droht, den mühsam heraufgeschleppten Nahrungsmittelvorräten gefährlich zu werden, beginnen Christian und Markus mit dem Abstieg ins Lager 2. Entlang den gestern fixierten Seilen geht es abseilend zügig abwärts und Markus, der ununterbrochen mit der Kamera hantiert, muß Christian immer bremsen, um die schönsten Motive aus der Steilflanke nicht zu verpassen. Der Filmvorrat ist gut kalkuliert, denn genau 10 Meter über dem ersten Zelt von Lager 2 wird 14.45 Uhr das letzte Bild verschossen. Während sich Christian und Markus nun 500m tiefer erneut dem Schneeschmelzen widmen, beginnt zeitgleich noch einmal 1800m tiefer im Basislager eifrig das finale Packen für den Aufstieg ins Lager 1, den sich Günter, Jens und Jörg für heute noch vorgenommen haben. Gegen 15.30 Uhr brechen sie auf, in den Rucksäcken vor allem ihre persönliche Ausrüstung für die oberen Regionen sowie den dringend benötigten Nachschub an Gaskartuschen. Punkt 18 Uhr melden sie sich von wenige Meter unterhalb des Lagers 1 und 15 Minuten später dann noch mal mit mehr Ruhe direkt aus dem Lager. Der Abend sieht dann in beiden Lagern gleich aus: Schneeschmelzen, kochen, essen, trinken, trinken, trinken... Und während das Basislager längst im Schatten des Tales versunken ist und sich auch im Lager 1 die Sonne längst verabschiedet hat, sitzen Christian und Markus viertel nach sieben Uhr im noch immer sonnig-warmen Lager 2 im Zelteingang und wetteifern darin, wer das Teleskop beim atemberaubenden Sonnenuntergang ohne zu verwackeln am ruhigsten halten kann... Manchmal ist die Welt eben doch gerecht! ...und aus 6000m Höhe betrachtet sieht sie einfach wunder wunder schön aus!!!



Markus Walter
Basecamp, 14.06.2004

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