ACS

Mosaik

Alpinclub Sachsen e.V.

Zum Roten Gut 11a   01662 Meissen

Tel. 0351 - 310 77 27   Fax. 0351 - 310 77 28    info@alpinclub.com

Home
Expeditionen
Hochgebirge
Diavorträge
Hilfsprojekte
Berge 2002
Links
Verein

2002 - Das Internationale Jahr der Berge

logoIm November 1998 erklärte die UNO-Vollversammlung das Jahr 2002 zum "International Year of Mountains" - dem Internationalen Jahr der Berge.
‚Schön und gut - doch was geht mich das an?‘ mag da so mancher denken. Für uns, die wir sowieso Jahr für Jahr, ganz egal wie die UNO es gern nennen mag, möglichst jedes freie Wochenende in "unserem eigenen" kleinen Gebirge unterwegs sind, die wir ohnehin den großen Jahresurlaub eher in den Alpen, Pyrenäen, Anden oder gar im Himalaya und Karakorum verbringen, als am Strand von Mallorca in der Sonne zu rösten, ist doch JEDES Jahr ein "Jahr der Berge", oder etwa nicht?
Im Prinzip ist das sicher richtig, aber trotzdem lohnt es sich sicher, dem "offiziellen Jahr der Berge" ein paar Gedanken zu widmen.

Auslöser für den UNO-Beschluß war ein Antrag der Republik Kirgistan. Nicht unlogisch, denn Kirgistan ist ein Gebirgsland. Berge hat man dort in Hülle und Fülle. Viel mehr aber eben auch schon nicht. Und so sind Berge vermutlich so ziemlich das einzige, was es in Kirgistan im Überfluß gibt. Diese Konstellation ist nicht ungewöhnlich - Gebirgsländer gehören weltweit besonders häufig zu den Schlußlichtern, was Pro-Kopf-Einkommen und Bruttosozialprodukt anlangt. Der Lebensstandard vieler Bergvölker ist verglichen mit dem unseren mehr als einfach und Hunger und Armut gehören oft zum Alltag der Menschen, die in rauher Bergnatur ihr Auskommen finden müssen. Ein krasser Gegensatz zum Reichtum, den die Berge uns zu bieten haben: in den Bergen entspringen nicht nur die allermeisten Bäche und Flüsse, deren klares und sauberes Wasser lebensnotwendig für uns ist; auch die Artenvielfalt der Bergnatur ist größer als in den meisten anderen Gegenden der Erde. Mehr als 10% der Weltbevölkerung leben in Gebirgen und auch die meisten anderen bekommen dank Wetter und Klima den Einfluß der Berge auf unsere natürliche Umwelt täglich zu spüren.

Nun soll sich also ein Jahr lang die Aufmerksamkeit der Welt auf ebendiese Berge richten - nicht nur für Bergvölker wie das der Kirgisen eine riesige Chance! Überall auf der Welt finden tagtäglich Aktionen, Events und Veranstaltungen zu diesem Thema statt. Und das auf nahezu jedem Level: während sich die Führungsriege der Vereinten Nationen in New York höchstpersönlich mit der Thematik auseinandersetzt, feiern beispielsweise die Menschen in den Bergdörfern des Karakorum mit traditionellen Tänzen "ihr" Jahr der Berge. Die Anrainerstaaten der asiatischen Hochgebirge senken 12 Monate lang drastisch die Gipfelgebühren (für das bettelarme Nepal immerhin eine der wichtigsten Devisenquellen!) und geben gleich reihenweise neue Gipfel zur Besteigung frei, während Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast freundlich lächelnd ihr Grußwort auf der offiziellen Jahr-der-Berge-homepage des Deutschen Alpenvereins präsentiert.
Welch enorme Vielfalt der verschiedenen Aktivitäten und Beteiligungen! Und das alles im Namen und unter dem offiziellen Logo des von der UNO proklamierten Bergjahres! - Hurra, alles ist super!

Leider ist es jedoch wie überall - wo viel Licht ist, gibt es auch viel Schatten. So finden nach wie vor die meisten militärischen Auseinandersetzungen der Erde in Gebirgsregionen statt. Ob Hindukusch oder Balkan, Kaukasus oder Anden - in unseren Nachrichtensendungen fallen die Namen der Gebirge weitaus häufiger im Zusammenhang mit Krieg und Elend, als im Hinblick auf die unvergleichliche Bergnatur, wertvolle Ressourcen oder gar besondere bergsportliche Leistungen.
Der längste ununterbrochene militärische Konflikt der Neuzeit hält auf dem Siachengletscher im Karakorum indische und pakistanische Soldaten seit 54 Jahren in Atem, während der Balkankonflikt ursprünglich gar auf das 14. Jahrhundert zurückgeht. So gewaltig die Berge - so unüberwindbar scheinen oft auch die Konflikte, die in diesen Regionen ausgetragen werden.

Wirft man unter diesem Gesichtspunkt einen Blick auf die Länder, für die das Jahr der Berge vielleicht am wichtigsten ist, bleibt von den hohen Erwartungen oft nicht viel übrig: der Tourismus sollte angekurbelt, entlegene Bergregionen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, Entwicklungshilfe durch nachhaltigen Tourismus geleistet und damit Arbeitsplätze geschaffen werden. Tatsache ist, daß jetzt, nachdem das Jahr der Berge bereits fast zur Hälfte Vergangenheit ist, eher erschreckende Ergebnisse zu Buche stehen: im Himalaya-Königreich Nepal sanken die Touristenzahlen um 30% (allerdings wie manche meinen, endlich auf ein vernünftiges Maß!), ins pakistanische Karakorumgebirge reist seit dem 11. September vor lauter Angst überhaupt kaum noch jemand und Teile des Kaukasus sind nach wie vor eher zu meiden, will man nicht statt in einen ruhigen Bergurlaub mitten zwischen militärische Auseinandersetzungen geraten.
Und wo stehen wir in diesem Jahr der Berge, das mit UNO-Hilfe ja auch irgendwie UNSER ganz besonderes Jahr werden könnte und sollte?

Bisher haben in Sachsen weder die Landesregierung noch die Nationalparkverwaltung "unseres" Heimatgebirges irgendwelche Aktivitäten zum Jahr der Berge geplant. Wozu auch - man sieht seine Aufgabe ja ohnehin eher in der langfristigen Zusammenarbeit aller Beteiligten zum Schutz der Region UND zur Erhaltung der bestehenden Möglichkeiten des Bergsports in der Sächsischen Schweiz. Jedes Jahr ein Jahr der Berge! - Eine löbliche Einstellung, auch wenn wir den Verdacht nicht ganz loswerden können, man versteckt hinter diesem Argument ein wenig die Tatsache, daß man die Chancen eines solchen Jahres zur Lobbyarbeit in Öffentlichkeit und Politik schlicht und ergreifend ungenutzt verstreichen läßt. Schade eigentlich...

alpinclubUnd was tut sich beim Alpinclub Sachsen?
Die vom Alpinclub Sachsen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Bergsteigerbund e.V. (dem mit 8000 Mitgliedern größten Bergsteigerverein ganz Ostdeutschlands) organisierte Expedition "International Year of Mountains - Batura Muztagh 2002" führt in eine Gegend, die bisher noch kaum wirklich vom weltweiten Bergtourismus profitiert hat. Im äußersten Nordwesten Pakistans nahe der Grenze zu Afghanistan gelegen ist der Batura Muztagh eine beeindruckende Gebirgsgruppe mit noch zahlreichen wenig erforschten Tälern und unbestiegenen Gipfeln.
Dieses Ziel haben wir nicht zuletzt auch deshalb gewählt, weil wir bei unseren vorangegangenen sechs (!) Expeditionen nach Pakistan stets außerordentlich gastfreundlich, aufgeschlossen und oft geradezu freundschaftlich empfangen worden sind. Mit unserer Expedition wollen wir deshalb - neben der sportlichen Herausforderung natürlich - auch ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung setzen. Denn Aufmerksamkeit und ein Weiterleben des Tourismus allen Widrigkeiten der Weltpolitik zum Trotz sind genau das, was die friedliebenden Menschen in Ländern wie Pakistan jetzt brauchen! Wir sind uns sicher, wie auch bei unseren vorangegangenen Expeditionen nach Pakistan, stets gastfreundlich von den liebenswerten und friedliebenden Bewohnern der Berggebiete im Karakorum empfangen zu werden. Und mit Hilfe der Medienberichte und der öffentlichen Aufmerksamkeit, die unserer Expedition zuteil werden, wollen wir so unseren Beitrag dazu leisten, Differenzen zwischen den Völkern und Religionen der Erde zu überwinden und zum toleranten Miteinander beizutragen.

Aus diesem Grund wird auch das von der UNO proklamierte Logo des "International Year of Mountains" auf unserer Grußpostkarte zu finden sein. Und von Pakistan aus schon in wenigen Wochen in alle Welt verschickt werden...

Weitere Informationen zum Jahr der Berge finden sich im Internet unter

powered by:

DDkom



email Alpinclub Sachsen : info@alpinclub.com