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Himalaya 1999 - Manaslu 8163m

Der Manaslu - "Seele des Himalaya"
Grußpostkarte

Der Manaslu ist mit einer Höhe von 8163m der achthöchste Berg der Erde. Er liegt im nepalesischen Teil der Himalaya-Kette, unweit der tibetischen Grenze. Der Name Manaslu stammt aus dem Sanskrit und bedeutet übersetzt soviel wie "Seele des Himalaya". Früher wurde die Höhe der Gipfelfelsen mit 8156m angegeben, seit mehreren Jahren wird jedoch eine Höhe von 8163m als exakt angesehen.
Ersteigungsgeschichte
Die dramatische Ersteigungsgeschichte des Manaslu setzt im Vergleich zu anderen Achttausendern erst relativ spät ein. So wurde der achthöchste Berg der Erde erst 1950 das erste Mal fotografiert, während die nicht weit entfernte Annapurna bereits von einer französischen Expedition als erster Achttausender überhaupt bestiegen werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatten am Mount Everest oder Nanga Parbat schon zahlreiche Unternehmungen stattgefunden, denen ein Gipfelerfolg allerdings bis dato versagt geblieben war.
In der Folge beschäftigten sich hauptsächlich die Japaner mit dem Manaslu. Probleme bereiteten den ersten Expeditionen jedoch nicht nur die Tücken des mit objektiven Gefahren reichlich gespickten Eisriesen, sondern auch die Einwohner von Sama, eines Dorfes nordöstlich unterhalb des Berges und Ausgangspunkt für die vergletscherte Nordostflanke.
Die Dorfbewohner sahen in den Besteigungsversuchen eine Störung der Ruhe der Geister und somit die Ursache großer Unglücke und schwerer Krankheiten. So mußte 1954 eine japanische Expedition unverrichteter Dinge wieder abziehen, nachdem sie von den Dorfbewohnern mit Steinwürfen vertrieben worden war.
AufstiegsrouteGroßzügige Geschenke stimmten die Einheimischen in den Folgejahren friedlich, und so gelang den Japanern 2 Jahre später die erste Besteigung des 8163m hohen Bergriesen. Am 9. Mai 1956 standen Tosho Imanishi und der Sherpa Gyaltsen Norbu als Erste auf dem Gipfel.

In der Folgezeit war es wieder ruhig um den abgeschiedenen 8000er und erst 1971 erreichten die nächsten Bergsteiger den Gipfel. Auch diesmal waren es Japaner, die eine neue, schwierige Aufstiegsroute durch die jungfräuliche Nordwestwand legten.
1972 stieg eine Tiroler Bergführermannschaft über die Südwand auf, aber nur Reinhold Messner konnte den höchsten Punkt erreichen; Franz Jäger und Andi Schlick verloren im Schneesturm auf ca. 7500m ihr Leben - ein hoher Preis für eine Bergbesteigung!
1973 stehen mit Günther Schmatz und Sigi Hupfauer die ersten Deutschen gemeinsam mit ihrem Sherpa Urkien Tshering auf dem Gipfel des Manaslu. In den nachfolgenden Jahren sind regelmäßig Expeditionen aus aller Herren Länder am Manaslu unterwegs. Trotz moderner Ausrüstung und immer besseren Kenntissen über das Bergsteigen in extremen Höhen bleibt die Erfolgsquote gering. Extreme Schneefälle und die häufigen Wetterstürze machen den Manaslu unberechenbar, und so kommt es, daß er auch heute noch einer der relativ unbekannten Achttausender mit nicht übermäßig vielen Besteigungen ist.

Am Manaslu kann der Bergsteiger heute zwischen einem halben Dutzend Routen wählen. Unsere Expedition im Frühjahr 1999 war auf der Route der Erstbesteiger unterwegs. Diese logische Aufstiegsroute in der vergletscherten Nordostflanke ist eine der wenigen Linien an den ganz hohen Bergen des Himalaya, die man - entsprechende Verhältnisse vorausgesetzt - fast auf der gesamten Länge mit Ski befahren kann. Neben der Besteigung des Gipfels hatten wir uns nämlich auch eine Abfahrt mit Ski vom Gipfelplateau vorgenommen. Hauptanliegen unserer Expedition war jedoch, daß alle Teilnehmer ein unvergeßliches Bergerlebnis gesund und wohlbehalten mit nach Hause nehmen konnten...
Expeditionsmannschaft
Jörg Ehrlich (Ehrli), Olaf Köhler (Ole), Frank Meutzner (Meutz),
Reinhard Mittag (Meppi), Dieter Rülker , Jörg Stingl (George),
Volker Tiller, Markus Walter (Max), Götz Wiegand (Expeditionsleiter)
Expeditionsvorbereitung
Das eine solche Unternehmung, wie es die Besteigung eines Achttausenders ist, einer Menge Vorbereitung bedarf, muß sicher nicht extra erwähnt werden. Zum einen ist natürlich ein intensives Berg- und Konditionstraining Voraussetzung für entsprechende Leistungen am Berg. Zum anderen sind jedoch auch die Mühen und Hindernisse des organisatorischen Teils nicht zu unterschätzen.
Schließlich ist es schon nicht ganz einfach, die zumeist doch ziemlich verschiedenen Meinungen und Vorstellungen der Expeditionsteilnehmer unter einen Hut zu bekommen. Trotz gelegentlicher Meinungsverschiedenheiten sind wir im großen und ganzen jedoch alle gut miteinander ausgekommen, und der glückliche Verlauf unserer Expedition hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, daß alle zufrieden nach Hause zurückgekehrt sind.

In Bezug auf die Expeditionsvorbereitung haben wir diesmal eine etwas andere Variante als in den vergangenen Jahren gewählt. Während früher alle Teilnehmer mehr oder weniger in die organisatorischen Arbeiten eingebunden waren, übernahm diesen Teil nun vollständig die von uns gebildete Organisationsgruppe, bestehend aus Dieter Rülker, Götz Wiegand, Frank Meutzner und Markus Walter. Dies vereinfachte vieles und war letzten Endes effektiver als es die gleichmäßige Verteilung auf alle Schultern hätte sein können.
Für die Organisationsgruppe bedeutete dies natürlich besonders in den letzten Wochen vor Abflug ein gewaltiges Arbeitspensum. Zu den anstehenden Aufgaben gehörten unter anderem das Beschaffen von Informationen über den Berg, die Verhandlungen mit unserer nepalesischen Partneragentur Asian Trekking über Permits (so heißen die erforderlichen Genehmigungen für die Bergbesteigung), Preise und Terminabläufe, die Organisation der Flüge und Transporte, die Aufstellung eines durchdachten Zeitplans, die Gestaltung, Herstellung und Vermarktung unserer Grußpostkarte, die Besorgung von Satellitentelefon, Videokameras, Laptop, Funkgeräten, Solarstromversorgung und der kompletten Bergsteigerausrüstung, die Zusammenstellung und Besorgung der Expeditionsverpflegung, die Sicherstellung einer medizinischen Versorgung während der Expedition und die komplette Organisation für die Trekkinggruppe, die uns im Basislager besuchte.
Neben diesen und vielen anderen Dingen war natürlich die Beschaffung der nötigen finanziellen Mittel eine der Hauptschwierigkeiten. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie schwer es ist, ca. 100.000,-DM zur Finanzierung einer solchen Expedition aufzutreiben, Sponsoringverträge zu schließen, die Berichterstattung zu organisieren, Zuschüsse zu beantragen usw. usf. Irgendwie war dann pünktlich zum 23. März doch noch alles fertig, und es konnte losgehen.
Expeditionsverlauf
23.03.1999 Mittlerweile schon traditionell findet die Verabschiedung der Expedition auf dem Dresdner Hauptbahnhof statt, nachdem wir bereits 5 Tage zuvor auf unserer Goodbye-Party im Dresdner Studentenclub "Bärenzwinger" gemeinsam mit einigen hundert Bergfreunden bei 1000 Litern Freibier auf das Gelingen der Expedition angestoßen haben...
Nach der langen Zeit der Vorbereitung sind wir froh, daß es endlich losgeht. Bergfreunde, Angehörige und natürlich auch die allgegenwärtigen Vertreter von Zeitung, Funk und Fernsehen entlassen uns mit den besten Wünschen versehen auf eine lange Zeit ins Ungewisse. Mit dem Zug geht es nach Frankfurt/Main, von wo aus wir am Abend mit fast zwei Stunden Verspätung in Richtung Dakha abfliegen.

24.03.1999 Am zeitigen Morgen erreichen wir Dakha, die Hauptstadt von Bangladesch. Fast 7 Stunden verbringen wir hier wartend in der trostlosen Flughafenhalle, ehe es weiter geht. Da kommt uns der 2stündige Weiterflug nach Kathmandu in einer total vollgestopften Maschine mit viel zu engen Sitzreihen fast als Erlösung vor. In Kathmandu werden wir von unseren nepalesischen Freunden am Flughafen abgeholt und fahren sofort ins Hotel.
Das "Marsyangdi Mandala" in der Nähe von Thamel, dem quirligen Stadtzentrum des touristischen Kathmandu, ist seit vielen Expeditionen unser Stammquartier. Hier stehen auch noch unsere Tonnen mit Expeditionsausrüstung von den letzten Touren. Da es nach nepalesischer Zeit (Deutschland +4h45min) schon relativ spät ist, verschieben wir die zu erledigenden Arbeiten erst einmal auf morgen und verbringen den Abend mit einem kurzen Stadtbummel und Kneipenbesuch...

25.03.1999 Nach dem Frühstück in einer der zahlreichen Bäckereien in Thamel machen wir uns sofort an die Arbeit. Zunächst werden die deponierten Tonnen vom letzten Jahr umgepackt und die Verpflegung für die gesamte Expedition zusammengestellt. Da noch riesige Mengen gefriergetrockneter Konzentratnahrung von der "Sächsischen Himalaya-Trilogie 1997" vorhanden sind, mußten wir fast nichts neues mitbringen. Während Ehrli und Max stundenlang Packlisten schreiben und die Lasten trägergerecht verpacken, kümmert sich George auf dem Flughafen um die Auslösung unseres vorausgeschickten Aircargos und Götz klärt mit unserem Sirdar Mingmar bei Asian Trekking die anstehenden Formalitäten.
Am Nachmittag sitzen wir fast alle gemeinsam im Hotelgarten und unterschreiben tausende Grußpostkarten. Die bereits traditionelle Grußpostkartenaktion hat uns bei der Finanzierung der Expedition sehr geholfen, und so geben wir uns viel Mühe und schreiben sogar die gesamten Adressen von Hand, eine Arbeit, die uns in den nächsten Tagen noch viele Stunden beschäftigt...
Am Abend gehen wir alle gemeinsam in ein traditionelles nepalesisches Restaurant. Dort haben wir uns mit den Teilnehmern der Leipziger Cho Oyu-Expedition verabredet, die gestern auch hier angekommen sind. Während bei uns bisher alles nach Plan läuft, haben die Leipziger zu Beginn große Probleme: ein Großteil des Gepäcks ist noch nicht da und das Haus, welches sie zur preiswerten Unterbringung von zu Hause aus gemietet haben, ist wider Erwarten unmöbliert und völlig leer, so daß sie trotzdem ein Hotel beziehen...

26.03.1999 Götz macht heute bei Asian Trekking den Terminplan klar und trifft beim obligatorischen Gang zum Tourismusministerium erstmals Ed Viesturs aus den USA und Veikka Gustafsson aus Finnland, die als kleines Zweimann-Team mit uns zeitgleich am Manaslu unterwegs sein werden. Um Kosten zu sparen, vereinbaren wir, gemeinsam auf eine Genehmigung (Permit) zu fahren, so daß die beiden nun offiziell als unsere Expeditionsmitglieder gelten. So brauchen wir zusammen nur einen Verbindungsoffizier und eins der teuren Gipfelpermits, auch wenn wir am Berg jeder für sich operieren werden.
Max, der für die gesamte Medienarbeit verantwortlich ist, sendet heute einen ersten Bericht an die heimatliche Presse. Bei dieser Gelegenheit wird gleich das Satellitentelefon ausprobiert, für welches Meutz als Technikchef verantwortlich ist.
Mittlerweile zeichnet sich ab, daß wir vor Montag auf keinen Fall loskommen, und so haben am morgigen Samstag alle "frei" und können sich Kultur und Stadtbesichtigungen widmen...

27.03.1999 Neben dem täglichen Grußpostkartenmarathon, bei dem jeder seine Unterschrift einige tausend Mal auf unsere selbst gestalteten Grußpostkarten setzen muß, steht Zerstreuung auf dem Programm. Max, Dieter, Meppi, Volker und Ehrli fahren nach Kirtipur, einer alten Königsstadt nahe Kathmandu. Dort gibt es einige alte Tempel zu besichtigen, vor allem aber erleben wir hautnah das Leben und Treiben der einfachen Nepalesen in dem von Touristen kaum besuchten Städtchen.

28.03.1999 Ein letztes Mal treffen wir uns alle frühmorgens in der Hotelhalle zur Aufgabenverteilung. Inzwischen ist endlich unser Aircargo durch den Zoll gekommen, und wir können die letzten Lasten zusammenstellen. Da auch alle anderen organisatorischen Dinge mittlerweile erledigt sind, kann es also endlich richtig losgehen! Volker, Dieter und Meppi werden morgen gemeinsam mit Ed Viesturs und Veikka Gustafsson sowie einem Großteil unseres Gepäcks bereits in Richtung Manaslu fliegen. Leider haben wir keine Hubschrauberlandegenehmigung für Sama, direkt am Fuße des Manaslu bekommen. Kurzfristig hat das Militär das gesamte Gebiet zur Flugverbotszone erklärt, und so bleibt uns nichts anderes übrig, als von Philim, dem nächstgelegenen erlaubten Landeplatz, in vier Tagen bis nach Sama zu laufen. Zwecks besserer Akklimatisation hatten wir dies zwar ohnehin geplant, aber so müssen wir auch das gesamte Gepäck mitnehmen und eine große Zahl von einheimischen Trägern dafür anwerben und bezahlen. Die anderen müssen sich inzwischen in Kathmandu noch um das Versenden der Grußpostkarten und das Umpacken des Aircargos kümmern. Übermorgen wollen wir uns dann alle in Philim treffen...

29.03.1999 Volker, Meppi, Dieter und Mingmar fliegen planmäßig mit dem Hubschrauber nach Philim und bereiten dort schon alles für den Weitermarsch vor. Wenn wir morgen ankommen, soll es möglichst gleich weitergehen, und so kümmert sich Mingmar um eine ausreichende Zahl einheimischer Träger.
Währenddessen sitzen Ole und Ehrli im Hauptpostamt von Kathmandu und kleben mit Hilfe einiger Nepalesen tausende Briefmarken auf unsere Grußpostkarten. Der Postbeamte stempelt sich die Finger wund und nach einigen Stunden ist es dann geschafft: unsere Grüße in die Heimat gehen auf die Reise...
Götz, Meutz, George und Max kümmern sich inzwischen um die letzten Tonnen, bauen noch einmal die Hochlagerzelte im Hotelgarten auf und versehen sie mit zusätzlichen Sturmleinen. Am Abend ist endlich alles startklar - morgen verlassen die letzten von uns die Hauptstadt Kathmandu...

30.03.1999 Pünktlich 11 Uhr sind wir mit dem gesamten Gepäck auf dem Flugplatz, doch vom erwarteten Hubschrauber noch keine Spur. Da das Wetter ziemlich trübe ist, ahnen wir schon Schlimmes, doch vorerst verstauen wir unser Gepäck in einem großen Container und warten im Flughafenrestaurant geduldig auf unseren Flug. Nachdem zwischenzeitlich schon verschiedenste Gerüchte die Runde machten, steht es gegen 13 Uhr dann leider fest: heute wird es keinen Flug nach Philim geben. Vielleicht morgen wieder... - also zurück ins Hotel! Den Nachmittag nutzen wir zu einem Stadtbummel, fotografieren in den Slums und kaufen noch einige nützliche Kleinigkeiten ein. Unser Vorauskommando wartet inzwischen in Philim. Das schlimmste für sie ist, daß sie keinen Kontakt mit uns haben und so überhaupt nicht wissen, was los ist. Mingmar bleibt die Ruhe selbst - er ist an nepalesische Verhältnisse gewöhnt.

31.03.1999 Heute nehmen wir den zweiten Anlauf für unseren Flug nach Philim, und tatsächlich: bereits 9.30 Uhr landet unser Hubschrauber in Kathmandu. So richtig glauben wir es allerdings erst, als wir kurz vor 11 Uhr mit ohrenbetäubendem Lärm abheben und in der bis zum letzten Winkel vollgestopften MI-17 in knapp 30 Minuten hinein ins Gebirge fliegen. Bei der Landung in Philim sehen wir schon aus der Luft die Dorfbewohner in Scharen zusammenströmen. Alle hoffen auf einen guten Job als Träger und wollen ja nichts verpassen...
Heute geht es jedoch noch nicht los. Die Verhandlungen mit den Einheimischen dauern Stunden, und so ist es zum Losgehen dann irgendwann zu spät, so daß wir unsere Zelte gleich auf dem Hubschrauberlandeplatz aufschlagen.

01.04.1999 Heute soll es nun endlich weitergehen. Bisher liegen wir nicht sonderlich gut im Zeitplan, und so treiben wir früh mächtig zur Eile an. Die Diskussionen, die die Träger mit unserem Sirdar Mingmar um die Verteilung der Lasten führen, dauern jedoch fast drei Stunden, und so ist es bereits 9 Uhr, als die ersten losgehen.
Wir verteilen uns über die ganze, kilometerlang auseinandergezogene Trägerkolonne, um unser wichtigstes Gepäck halbwegs unter Kontrolle zu haben. Der gut ausgetretene Weg führt immer am Hang entlang weiter in das Tal des Buri Gandaki hinein, der tief unter uns die Schmelzwassermassen aus dem Gebirge ins Flachland trägt.
Bei herrlichem Sonnenschein macht das Wandern richtig Spaß, und zahlreiche schöne Fotomotive lassen uns oft zur Kamera greifen. Mehrfach überqueren wir auf abenteuerlichen Brücken die breite Schlucht des Buri Gandaki. An einer Stelle wird die Brücke gerade erneuert und die Bauarbeiter knöpfen uns 400 Rupien Brückenzoll ab. Am Nachmittag erreichen wir die wenigen Häuser von Deng, unserem Tagesziel. Die Träger mit den schweren Lasten sind langsamer als wir, und so ist es fast schon dunkel, als die letzten eintreffen...

02.04.1999 Pünktlich 6 Uhr gibt es ein ausgiebiges Frühstück, und dann geht es schnell in die Spur, um die Träger einzuholen, von denen einige bereits eine Stunde Vorsprung haben. In ständigem Auf und Ab folgen wir dem Tal des Buri Gandaki, in regelmäßigen Abständen kleinere Seitentäler kreuzend und langsam auch etwas an Höhe gewinnend. Der Weg schlängelt sich durch malerische Urwälder, kleine Dörfer mit ihren Feldern und immer wieder entlang herrlicher alter Mani-Mauern.
Wir achten stets darauf, diese religiösen Zeugnisse der Vergangenheit auf der linken Seite zu passieren - nach buddhistischem Glauben bringt dies dem Reisenden Glück. Nach der Mittagsrast in Gap beginnt es zu regnen. 2 Wegstunden weiter schlagen wir schließlich bei strömendem Regen auf einer Wiese unsere Zelte auf, wobei wir die von uns so benannte "Zeltwerft" erfinden: im Inneren unseres großen Küchenzeltes bauen wir im Trockenen die anderen Zelte zusammen und müssen sie dann - fertig aufgebaut - nur noch hinaustragen, eine Verfahrensweise, die bei dem anhaltenden Sturzregen große Vorteile hat...

03.04.1999 Der Morgen empfängt uns mit strahlend blauem Himmel, und so lassen wir in Ruhe die klatschnassen Zelte trocknen, ehe wir uns gegen 8 Uhr auf den Weg machen. Den Polizeikontrollposten in Namrung passieren wir unbeanstandet und erreichen gegen 15 Uhr Lho, wo es sogar einen richtigen Zeltplatz gibt. Abends regnet es wieder in Strömen, so daß wir schnell in den Zelten verschwinden.

Manaslu im Morgenlicht04.04.1999 5.30 Uhr bietet sich beim ersten Blick aus dem Zelt ein beeindruckendes Schauspiel: während das Tal noch vollständig im Schatten liegt, färbt die Morgensonne den Manaslu von zartrosa über leuchtendorange bis hin zum strahlenden Weiß des in der Nacht frisch gefallenen Neuschnees. Für die meisten von uns ist es der erste Blickkontakt zu dem Ziel, das uns die nächsten Wochen beschäftigen wird.
Die heutige Tagesetappe ist relativ kurz, und so erreichen wir bereits gegen Mittag den Platz unseres vorläufigen Basislagers, des sogenannten Lower Basecamp auf etwa 3600m Höhe hinter dem Dorf Sama. Hier gibt es erst einmal eine Überraschung, denn aus den dort bereits stehenden Zelten schauen bekannte Gesichter: eine kanadisch-amerikanische Bergsteigergruppe, die wir bereits 1995 am Broad Peak und 1997 am Cho Oyu getroffen hatten, hat sich zufälligerweise für dieses Jahr auch den Manaslu als Ziel ausgesucht, und so gibt es eine herzliche Begrüßung. Den Nachmittag verbringen wir mit dem Aufbau der Zelte und der Auszahlung der Träger, denn von hier ab dürfen nur noch Leute aus Sama selbst beschäftigt werden. Die Träger erhalten ihre Löhne einzeln von Mingmar ausgezahlt und gehen danach mit freudestrahlenden Gesichtern ins Dorf, um gleich etwas einzukaufen. Wir bereiten inzwischen schon 15 Lasten vor, die morgen als erstes in unser vorgeschobenes Basislager, das sogenannte Upper oder Advanced Basecamp gebracht werden sollen.
Gleich nach dem Aufstehen beginnen die üblichen Diskussionen mit den Trägern; 8 Uhr geht es schließlich los. Zunächst führt der Weg etwa 1 Stunde relativ flach über Moränenschutt und durch kleine Wäldchen, dann immer steil bergan am nördlichen Rand des Manaslu-Gletschers entlang. Schon bald liegt Sama tief unter uns, und wir haben den ersten Schneekontakt. In manchen Jahren liegt sogar unten in Sama um diese Zeit noch 1m Schnee, aber in dieser Saison ist es überall im Himalaya sehr trocken geblieben, und so kommen wir fast ohne Schneeberührung bis an den Platz unseres ABC (Advanced BaseCamp). Dort stehen schon die Zelte einer spanischen 5-Mann-Truppe sowie von Ed Viesturs und Veikka Gustafsson, die 2 Tage "Vorsprung" haben. Gemeinsam mit uns sind die Kanadier hier hoch gekommen, und so füllt sich das ABC nun. Insgesamt sind wir 23 Bergsteiger, die sich in diesem Frühjahr am Manaslu versuchen wollen - im Vergleich zu anderen 8000er-Basislagern eine verschwindend geringe Zahl, und so wird das Unterwegssein am Berg doch eher ein Trip in die Einsamkeit und Ursprünglichkeit und kein Massenauftrieb.

Wir suchen uns einen schönen Lagerplatz aus, bauen ein erstes großes Zelt auf und nehmen die von den Trägern heraufgebrachten Lasten entgegen, um sie darin zu verstauen. Am Nachmittag geht es wieder hinunter, dann um gleich hier oben auf 4800m zu übernachten, sind wir noch nicht gut genug akklimatisiert. Mit heftig einsetzendem Schneetreiben zeigt uns der Manaslu auch gleich einmal, wer hier der Chef ist...

Team im Basecamp06.04.1999 Ruhetag im unteren Basislager! Wir machen Mannschaftsfotos und erste Aufnahmen mit der Filmkamera, packen Ausrüstung um und beraten die Aktionen der nächsten Tage. Willkommene Abwechslung bietet der Festumzug der Mönche des Klosters von Sama, die anläßlich eines religiösen Feiertages in langer Prozession an unserem Lager vorbeimarschieren.

07.04.1999 Zweiter Aufstieg ins ABC. Während 5 von uns diesmal gleich oben bleiben, steigen Götz, George, Meutz und Ole am Nachmittag wieder ab, um im unteren Basislager noch einen Ruhetag einzulegen. Wir anderen richten inzwischen das Lager vollständig ein und stellen die restlichen Zelte auf. Oft geht der Blick natürlich auch weiter nach oben in Richtung Gipfelplateau. Bis wir dann endlich dort sind, wird es aber noch einige Wochen dauern...

08.04.1999 Bei bestem Wetter unternehmen Volker, Dieter und Meppi einen ersten Erkundungsaufstieg in Richtung Lager 1. Sie erreichen das Naike Col, einen etwa 5700m hohen Schneesattel unterhalb des 6000ers Naike Peak. Hier haben die Spanier sowie Ed und Veikka ihr Lager 1 aufgeschlagen. Wir wollen allerdings noch 100m höher auf ein kleines Plateau, und so deponieren sie nur die mitgebrachte Ausrüstung und steigen dann wieder ab. Von unten kommen 11 Träger mit weiteren Lasten hinauf ins ABC. Ehrli und Max sortieren die gesamte Hochlagerverpflegung und Ausrüstung und richten die Gemeinschaftszelte ein.

09.04.1999 Dieter, Meppi, Ehrli und Max steigen mit der für Lager 1 bestimmten Ausrüstung hinauf ins Naike Col. Während die beiden ersteren noch ein Stück höher gehen, graben Max und Ehrli ein Schneeloch als Depot für die Ausrüstung, die inzwischen schon hier oben ist.
Die beiden sind vom ABC aus mit Tourenski hinaufgestiegen, denn außer der Gipfelbesteigung haben sie auch eine Skiabfahrt aus reichlich 8100m Höhe geplant. Vorerst bringen die Ski den Vorteil mit sich, daß sich der zweistündige Abstieg auf knappe 20 Minuten verkürzt. Das Skifahren auf über 5000m ist jedoch am Anfang der Akklimatisationsphase auch ziemlich anstrengend: nach 10 Schwüngen ist man in der dünnen Luft schon völlig außer Atem...
Volker wartet im ABC inzwischen vergeblich auf den Rest der Truppe, der heute endgültig ins obere Basislager umsiedeln wollte. Bei 15 cm Neuschnee entscheiden die sich jedoch lieber für einen weiteren Ruhetag.

Volker Tiller10.04.1999 Ehrli und Volker schleppen heute schon wieder Lasten ins Naike Col und gleich noch 100 Höhenmeter weiter bis auf die anvisierte Plattform, wo sie auch gleich Lager 1 aufbauen. Im harten Schnee müssen sie 2 Stunden graben, ehe eine Zeltplattform errichtet ist. Eine Stunde später steht dann auch das Zelt und die beiden treten den Rückweg an.
Am Nachmittag kommen dann auch die längst erwarteten Götz, Meutz, Ole und George von unten hoch, so daß wir endlich komplett sind.

11.04.1999 Wie bei allen Expeditionen in Nepal und Tibet üblich, findet heute vor versammelter Mannschaft eine große Gebetszeremonie statt. Mingmar, unser Koch Danny und der Küchenjunge Lobsang spannen bunte Gebetsfahnen quer durch unser Lager und schichten aus Steinen eine Art Altar auf. Dort werden Weihrauchzweige und Räucherstäbchen verbrannt und unsere Opfergaben aufgebaut.

Da wir die Zeremonie bereits aus den vergangenen Jahren kennen, haben auch wir sächsische KNOX-Räucherkerzchen mitgebracht, von denen Mingmar von nun an jeden Morgen welche abbrennt, um die Götter milde zu stimmen. Außerdem bekommt jeder ein von einem Lama in Kathmandu geweihtes Halsband, um uns vor Unglück zu schützen. Nach der Zeremonie werden die Opfergaben praktischerweise dann selbst verzehrt, um sie so indirekt den Göttern zuzuführen.
Anschließend machen wir noch eine große Foto-Session, um die obligatorischen Mannschaftsfotos gleich im Kasten zu haben. Dieter und Meppi brechen gegen Mittag dann sogar noch in Richtung Lager 1 auf, um gleich dort zu übernachten. Wir anderen machen uns mit dem Certec-Bag, dem vom DAV zur Verfügung gestellten Überdruck-Höhenrettungssack für Notfälle, vertraut. George kommt als Demonstrationsobjekt ganz schön ins Schwitzen, überlebt die Prozedur aber unbeschadet...

Der sogenannte Korridor12.04.1999 Heute gehen wir zu siebent aus dem ABC hoch ins Lager 1, während Dieter und Meppi, die bereits oben übernachtet haben, schon ein großes Stück des Weiterweges erkunden und ein für Lager 2 bestimmtes Zelt sowie eine Rolle Fixseil ein paar hundert Meter hinauf schaffen. Ehrli und Max, die wieder mit Tourenski unterwegs sind, nehmen sich viel Zeit zum filmen mit der Videokamera, und während Götz, George, Meutz und Ole, die immer als Vierergruppe unterwegs sind, bereits Mittags wieder absteigen, bleiben die Skifahrer gemeinsam mit Volker die Nacht über im Lager 1.
Der Nachmittag wird gleich zum Aufbau des zweiten Zeltes genutzt, was 2 Stunden anstrengende Schaufelei bedeutet. Meppi und Dieter kommen auch wieder von oben herunter und steigen gleich weiter ab ins ABC.

13.04.1999 Max, Ehrli und Volker bauen heute das Lager 1 zum festen Stützpunkt aus und holen aus dem Naike Col die restlichen der dort deponierten Sachen. Götz, George und Ole verbessern währenddessen die Trasse kurz oberhalb des Basislagers und versichern ein paar große Gletscherspalten vorsichtshalber mit Fixseilen. Alle anderen nutzen den Ruhetag zum Regenerieren und bereiten sich auf den weiteren Aufstieg vor

Wie es weitergeht, lesen Sie im Teil 2, nur einen Mausklick entfernt.

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